„We’re not young anymore“ ist der erste Satz auf dem Opener „Too Young To Feel This Old” – und dies steht gleichzeitig für die gesamte Entwicklung von You Me At Six. Vom Alter her mögen You Me At Six erst Anfang Zwanzig sein – doch musikalisch gehen sie mit „Cavalier Youth“ einen großen Schritt nach vorne.

Die Briten stammen ursprünglich aus dem Pop-Punk-Bereich, der auch auf den ersten beiden Bandalben zu finden war. Auf dem Vorgänger „Sinners Never Sleep“ konnte sich die Band dann nicht so recht für eine musikalische Richtung entscheiden. Das Rockalbum kokettierte viel mit eingängigem Pop – und bot trotzdem zwei Hardcore-Kollaborationen.

Auf „Cavalier Youth“ scheinen sich You Me At Six nun endgültig für einen Musikstil entschieden zu haben. Die Gitarrendichte wurde nach oben gefahren, die Produktion verfeinert und die Refrains noch mehr auf Eingängigkeit getrimmt. Herausgekommen ist ein Alternative-Rockalbum, das sich erst bei mehrmaligem Hören vollständig erschließt. Zwar bleiben schon bei der ersten Rotation viele Refrains hängen, aber richtig herausragen können nur wenige der Songs, weil sich viel zu ähnlich anhört.

Hervor sticht natürlich die erste Single „Lived A Lie“, die auch auf dem Soundtrack zu Fifa 14 zu finden ist, wie You Me At Six MusikBlog im Interview erklärten. Ein Beispiel, dem immer noch nur wenige Bands folgen, dabei ist die Einbindung in den Soundtrack eines Videospiels im Jahr 2014 ein Durchbruch schlechthin. Von Fifa 13 wurden über 14,5 Millionen Exemplare verkauft, was nur verdeutlicht, für welchen Bekanntheitsgrad die Platzierung auf dem Soundtrack führen kann.

Daneben können neben dem Opener auch die zweite Single „Fresh Start Fever“ und „Room To Breathe“ überzeugen. Auch der kurze Acoustic-Ausflug „Be Who You Are“ steht You Me At Six gut zu Gesicht. Während das Album in England locker die Top 10 erklimmen dürfte, ist die Situation in Deutschland schwieriger. Da sich der deutsche Markt mit Gitarrenbands häufig ziemlich schwer tut und You Me At Six hierzulande trotz der Supportshows für 30 Seconds To Mars noch wenig Bekanntheit erlangt haben, bleibt der Erfolg hier abzuwarten. So sind bislang auch nur vier Tourdaten für den Frühling in ruhiger Clubatmosphäre bekannt gegeben.

Für die Aufnahmen von „Cavalier Youth“ flogen You Me At Six in ein Studio nach Los Angeles. Zusammen mit Produzent Neal Avron, der schon mit Bands wie Fall Out Boy, Anberlin und Linkin Park zusammenarbeitete, nahmen You Me At Six im Juli und August vergangenen Jahres das Album auf. Dabei sticht im Gesangsbild vor allem der vielseitige Gesang von Sänger Josh Franceschi hervor, der sich variabel wie nie präsentiert und endlich das Potenzial seines Stimmorgans ausschöpft. Auch vom Songwriting her dürften sich You Me At Six viel vom Stadionrock à la 30 Seconds  To Mars abgeschaut haben.

„Screamo-Rock“, wie der Focus analysiert, ist dabei auf keinem einzigen Song auf „Cavalier Youth“ herausgekommen, aber dafür das beste You Me At Six-Album seit der Bandgründung. Die Entscheidung für einen einheitlichen Musikstil hat der Band gut getan. An einigen Stellen wäre den Briten noch etwas mehr Mut zu wünschen, denn so verhindert die deutlich schwächere zweite Albumhälfte ein wirklich herausragendes Album. Aber auch der Weg zum Erwachsenwerden ist lang und steinig.

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