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Bill Callahan – Have Fun With God

Mit “Dream River” hat Bill Callahan 2013 eines der besten Alben des Jahres veröffentlicht. Ziemlich überraschend und ungewöhnlich legt er nun eine Dub- bzw. Remix-Version seiner Großtat vor.

Wobei Callahan sich selbst als Liebhaber des Dub-Reggae geoutet hat. Naturgemäß spielte der Mixer Brian Beattie eine wichtige Rolle und ließ die Songs in den Weltraum des Dub hinaushallen. Mit Dub-Reggae hat „Have Fun With God“ allerdings wenig zu tun, Dub hat sich längst zu einem eigenen Genre entwickelt oder ist Bestandteil von Stilen wie Trip Hop, Drum and Bass, Ambient und Electronica.

Von einem Singer/Songwriter wird alles andere als ein Dub- oder Remix-Album erwartet und wird auch in diesem Genre die Ausnahme bleiben. Umso spannender ist es, gerade einer so exzellenten Platte wie „Dream River“ in einer Dub-Version zu lauschen, wobei die Erwartungshaltung ziemlich in die Höhe schnellt. Insofern kann „Have Fun With God“ eigentlich nur verlieren oder?

Eine Track-by-Track Analyse bietet sich geradezu an, denn jeder einzelne Song auf „Dream River“ hatte seine eigene Magie, die in der Summe einen ungewöhnlichen Erzähl- und Musikbogen generierte. Stellt sich die Frage, ob diese Magie auch  in den Dub-Versionen erhalten bleibt.

Aus „The Sing“ wurde „Thank Dub“, ein vorsichtiges Herantasten, ein Versuch, dem Titel mit zurückhaltenden Effekten einen neuen Aspekt hinzuzufügen. Was bei diesem Track mehr oder weniger misslingt, nimmt beim „Expanding Dub“ schließlich Form an.

Hier werden Effekte und Echos angewendet, die sogar in die Nähe von Burning Spears Dub-Meisterwerk „Garveys Ghost“ gelangen. Die Flöten mäandern und spuken um Callahans verhallten Bariton, verknüpfen sich mit schabenden Beats, die wiederum von glitzernden Pianotönen umrankt werden. Dagegen tritt „Small Plane“ etwas auf der Stelle und geht lediglich als annehmbarer Versuch durch.

„Call It Dub“ aka „Spring“ mit der Zeile „The wind is pushing the clouds along“ hatte auf “Dream River” einen poetischen Charakter, hier wird sie mit klanglichen Effekten geradezu als plastisch bewegtes Bild dargestellt, das sich in der Fortsetzung mit Percussion und tiefen Bässen verliert.

„Ride My Dub“ und „Summer Dub“ kommen mit geheimnisvollen sowie wabernden Soundscapes und verfremdeten Vocals daher, sie können auf der Haben-Seite verbucht werden. Wogegen der „Transforming Dub“ auf der Suche und Stückwerk bleibt. Auch „High In The Mid-40s Dub“ kann nur bedingt die Brücke zwischen Song und Track bauen.

Bill Callahan hat auf „Have Fun With God“ die Songs von „Dream River“ in seine Einzelteile zerlegt und die Bruchstücke in den Weltraum hinaus- und wieder zurückhallen lassen. Manches davon ist zersplittert, verloren gegangen, anderes hat tatsächlich eine neue Form oder Kontur angenommen.

Demzufolge ist Callahans Dub-Album nicht in Gänze gelungen, ein interessanter Ansatz ist es allemal. Wünschens- und lohnenswerter wäre vermutlich eine andere Herangehensweise gewesen, bei der Callahan eigens Stücke für ein Dub-Album gemeinsam mit Mixer und Produzent kreiert hätte.

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