Franz Ferdinand live2013 war sozusagen das Klassentreffen der class of 2005. Diese berühmte Generation markierte Mitte der 00er-Jahre den Indie-Boom in England, der einige großartige Bands ausspuckte. Viele sind mittlerweile wieder in der Versenkung verschwunden. Andere brachten im vergangenen Jahr Platten raus, die so gut sind, dass man sie vermutlich auch noch in zehn Jahren ohne Schamesröte hören kann. Eine dieser Bands gastierte am Dienstag im Docks in Hamburg: Franz Ferdinand.

Restlos ausverkauft glich das Docks schon um halb Acht einer Sardinenbüchse. Mit Getränken bewaffnet kämpfte ich mich durch die Menge, doch weder bücken, noch trinken geschweige denn tanzen wären möglich gewesen, sodass ich auf den Balkon entschwand.

Als die Vorband pünktlich um acht Uhr beginnt, hängt ein großes Fragezeichen im Raum. Sind das schon Franz Ferdinand? Nein, das waren die Citizens! (das Ausrufezeichen gehört zum Namen). Grund für die Verwirrung: Deren Sänger Tom Burke sieht Alex Kapranos wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich. Nach den ersten Takten ist allerdings klar, dass die Citizens! und Franz Ferdinand musikalisch zwar artverwandt sind (beide bewegen sich im Bereich des tanzbaren Indie-Rocks), sich der Stil – vor allem der der Vocals – dann aber doch deutlich unterscheidet. Der Fuß wippt auf jeden Fall schon mit und die Citizens! werden vom Publikum angemessen mit Applaus bedacht.

Franz Ferdinand schreiten schließlich um kurz nach neun Uhr auf die Bühne und Kapranos begrüßt die Anwesenden mit einem „Hallo“. Der Abend startet mit „Bullet“ aus dem neusten Album „Right Thoughts, Right Words, Right Action“. Sofort wird getanzt. Nicht nur vorne in der ersten Reihe, wo ohnehin immer gute Stimmung ist, sondern überall. Die wenigen Bewegungsverweigerer ergeben sich spätestens beim dritten Stück „Tell Her Tonight“.

Dass Franz Ferdinand eine gute Live-Band sind, habe ich schon oft gehört und dennoch war ich positiv überrascht. Jedes Riff, jeder Akkord, jeder Ton in den Vocals sitzt – und nichts wirkt dabei zu perfekt. Untermalt wird das ganze von grafischen Projektionen im Hintergrund, die jedoch niemals über eine schlechte Show hinwegtäuschen müssen, sondern diese nur als kleines Detail mittragen. Deutlich wird nach etwas mehr als einer Stunde auch, dass Franz Ferdinand offenkundig einer ganzen Generation einen der wichtigsten Songs ihrer Zeit geschenkt haben. Die Rede ist von „Take Me Out“. Das Publikum singt lauter mit, als die Band spielt.

Trotz diverser Highlights sticht eine Anekdote an diesem Abend heraus: Vor dem Song „Walk Away“ erzählt Alex Kapranos, dass er diesen Song vor einigen Jahren in der Garderobe des Docks geschrieben hätte und dies einer der zwei einzigen guten Songs sei, die er jemals auf Tour verfasst hat. Der Song beginnt und das Publikum singt aus tiefstem Herzen mit. So schließt sich der Kreis. „Ulysses“ bildet den Abschluss des offiziellen Teils, doch natürlich gibt es eine Zugabe. Es folgen vier weitere Songs ehe Kapranos & Co mit „Goodbye Lovers & Friends“ (wie der Songtitel vermuten lässt) das Ende des Abends einläuten wollen. Als das Stück fertig gespielt ist, können sie sich dann allerdings doch nicht so recht trennen. Eine kurze Absprache folgt und sie präsentieren noch „Outsiders“ – inklusive minutenlanger Session, in der alle vier Bandmitglieder am Schlagzeug spielen. Und danach ist nach zwei Stunden tatsächlich Schluss.

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