MusikBlog - Entdecke neue Musik

Nick Waterhouse – Holly

Nick Waterhouse - HollyNick Waterhouse war 2012 der Shooting Star in der R&B Szene. Dabei begann alles für den Amerikaner 2010 mit der auf seinem eigenen Label veröffentlichten Single „Some Place“, die er im komplett analogen Distillery-Studio aufgenommen hatte. Schließlich nahm ihn die Plattenfirma Innovative Leisure unter Vertrag und nahm weitere Singles mit ihm auf, denen bereits Kultstatus anhaftet.

Als dann 2012 die Langspielplatte „Time’s All Gone“ erschien, ging ein Aufschrei durch die Szenerie, denn das Album strotzte nur so vor rauer 50s R&B/Rock’n’Roll Energie. Der Aufnahmeprozess war detailgetreu an den Aufnahmen jener goldenen Ära orientiert und letztendlich stimmte einfach alles: Das schlicht-schöne Retro-Coverartwork, die Attitüde, Klang, Songs und Stimmung sowieso. Trotz der akribischen Arbeit, die jene Ära wiederaufleben lässt, klingt „Time’s All Gone“ geradezu modern, ebenso zeitlos und damit in gewisser Weise den Albumtitel widerspiegelnd.

Dementsprechend hoch waren die Erwartungen, die in den 1986 geborenen Nick Waterhouse gesetzt wurden. Ob er die erfüllen kann? Und wie! Sein zweiter Longplayer mit dem Titel „Holly“ hat wieder all jene Zutaten, die bereits das sensationelle Debüt auszeichneten und geht sogar noch darüber hinaus. Auch wenn der Auftakt „High Tiding“ sich vom Tempo her zurücknimmt, besticht dieser mit einem E-Gitarren-Riff, der wie ein scharfes Messer ins Fleisch schneidet. Dazu ein dunkel pochender R&B Beat, eine tiefenflächig heranrollende Orgel und der kläffend-bäffende Gesangsstill von Waterhouse. Zwischendurch hält er den Spannungsbogen mit knappen, ja fetzenden Gitarren-Soli hoch.

Jene Soli werden punktgenau wie spitze Pfeile auf „This Is A Game“ und „It No.3“ abgeschossen, dazu stoßen die Hörner exakte und Funken sprühende Sätze, während das Piano hämmert oder gen Jazz rollt. Jenes Jazz-Piano schleicht auf „Let It Come Down“ neben der vibrierenden Stromgitarre und die weiblichen Chorstimmen schmachten und leiden, während die Bläser die Fesseln lösen. Die „Sleeping Pills“ sind nur vordergründig beruhigender Natur, dahinter lauern bereits die Gefahren der Abhängigkeit, des Entzugs, des unentspannten Aufwachens. Der Titelsong hat Lässigkeit, Disziplin, Mariachi-Trompeten, Swing, Rock’n’Roll, R&B und den typischen, einzigartigen Waterhouse-Spirit.

Im „Dead Room“ poltern die Gespenster der 50s, Mister Waterhouse bellt und feuert in unnachahmlicher Manier seine Texte ab und eher unerwartet wirbeln die Bläser mit windschiefen Soli den Staub vom Tanzboden. Zur Verschnaufpause dürfen wir „Well It’s Fine“ mitwippen, um mit der groovenden Orgel, den Gitarren-Licks und Chorstimmen auf „Ain’t There Something That Money Can’t Buy“ mitzuswingen. Ein Schwung, den „Hands On The Clock“ abdämpft, denn die Zeit ist abgelaufen, „Time’s All Gone“, also Zeit für den Erstling, dem wir sofort wieder „Holly“ folgen lassen.

Ein absoluter Volltreffer dieses Album, vielleicht sogar noch eine Spur besser als das Debüt, weil die Details klarer herausgearbeitet wurden und die Dramaturgie insgesamt ein klein wenig stimmiger scheint. Aber lassen wir die Erbsenzählerei und tanzen, lauschen jenem alten, neuen, lebendigen R&B, dem einzigartigen Nick Waterhouse! It’s Show time Baby!

Facebook
Twitter

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke