Noch ein paar Monate müssen wir uns gedulden bis das neue Album „Our Love“ von Caribou im Oktober unsere Ohren erreicht. Um die Wartezeit ein wenig zu verkürzen, schaute die Band in der laufenden Festival-Saison in Berlin vorbei.
Im Rahmen der jährlich stattfindenden Fête de la Musique standen die Kanadier nicht nur auf allen in der Stadt klebenden Werbeplakaten ganz oben, sondern auch in der Gunst des Publikums. Selbst zwischenzeitliche Regenschauer konnten die Musik hungrigen Berliner nicht davon abhalten, in Scharen den Mauerpark zu bevölkern, in dem beste Festtagsstimmung herrschte.
Als kleines Warm-Up gesellte sich Ex-Caribou-Schlagzeuger Sinkane zur freundschaftlichen Runde und konnte mit seinem halbstündigen DJ Set die ersten warm getanzten Füße für sich verbuchen. Die vier Herren von Caribou schraubten derweil an ihrem Equipment herum, brachten alles eigenhändig auf Position und erfreuten sich schon einmal an der guten Stimmung, die ihnen selbst vorab der Show entgegenschlug.
Mit „Leave House“ startete die Band dann bestimmt, aber nicht überschwänglich in den Konzertabend, der von Song zu Song an Intensität gewann und spürbar von einer fortwährend gesteigerten Euphorie sowie Dynamik bestimmt war.
Ein Mann der vielen Worte war Caribou-Mastermind Dan Snaith noch nie und so bedankte er sich allerhöchstens artig beim Publikum oder blickte teils amüsiert, teils zufrieden, in die vor ihm aufgereihten Gesichter all derjenigen, die genüsslich den elektronischen Sog an wummernden und flimmernden Sounds inhalierten.
Ein Großteil der Show wurde von Stücken des sehr erfolgreichen Albums „Swim“ getragen, doch versäumten Caribou es nicht, vorab der Veröffentlichung von „Our Love“ vereinzelt auch neue Songs einzustreuen. Und wenn der erste Eindruck sich auch auf Albumlänge bewahrheiten sollte, wovon auszugehen ist, dann wird das neue Werk ebenfalls ein elektronisch tanzbares und ausgeklügeltes Produkt der vibrierenden Synapsen eines Dan Snaith, der einfach nicht müde wird alles um sich herum in eine Tanzfläche zu verwandeln.
„Can’t Do Without You„, der erste musikalische Vorbote auf das neue Material, stieß bisher nicht nur im Netz auf durchweg positive Resonanz, sondern wurde auch bei seiner deutschen Live-Premiere ausgiebig gefeiert. Ebenso Songs wie das pulsierende „Odessa“ oder das hypnotisierende „Sun„, die auch nach Jahren noch zu den Highlights jeder Caribou Show gehören.
Für die Band gehört es fast schon zum guten Ton, ältere Songs umzurangieren, der eigenen Musik kontinuierlich einen frischen Stempel aufzudrücken und damit das Spielfeld staubfrei zu halten. Auf diesem scheint ohnehin alles an seinem Platz zu sein, ohne dass man auch nur annähernd von einer übertriebenen Ordnung sprechen kann.
Und doch sind selbst Sound-Tüftler und so technisch ausgefuchste Musiker wie Caribou nicht vor bitteren Zufällen sicher, wenn die Technik allem einen Strich durch die Rechnung macht. In diesem Fall war nach einer guten halben Stunde der Show der Wurm drin.
Und zwar in Form eines Stromausfalls, der die Band dazu zwang, sogar zwischenzeitlich kurz die Bühne zu verlassen. Caribou nahmen es mit Humor. Selbst als der Ton kurz nach ihrer Rückkehr auf die Bühne erneut ausfiel. Die Fans schlossen sich ihnen an und ließen sich davon ebenfalls nicht die gute Laune verderben.
Während die Fußball-Party rings um das Geschehen der Fête de la Musique und dem Deutschland-Spiel ihren Lauf nahm, spielten sich Caribou derweil treffsicher einen Batzen akustischer Bälle zu und konnten trotz der unverhofften technischen Schwierigkeiten als gefeierte Sieger vom Platz gehen, den sie eine Stunde lang leidenschaftliche dominiert hatten.
Wir wussten es doch schon immer – Caribou, we can’t do without you!