Das Label Domino bringt bei der kanadischen Band White Lung als Referenz so unterschiedliche Namen wie Venom, The Mamas & The Papas und The Rolling Stones ins Spiel. Nichtsdestotrotz sind White Lung in erster Linie Punk-Rock, der mit Einflüssen des Hardcore-, Post-, Noise- und Alternative-Rock hantiert.
Die Band besteht aus drei Frauen und einem Mann. Neben Frontfrau Mish Way ist es Anne Marie Vassiliou, die die Drums malträtiert. Den Bass traktiert Grady MacIntosh und Kenny McCorkell zerrt und schlägt die Saiten der Stromgitarre an.
Das Gründungsjahr des Quartetts wird auf 2006 datiert. Nachdem sie zwei Singles veröffentlicht hatten, erschien 2010 das Debütalbum „It’s The Evil“, dem 2012 „Sorry“ folgte. Letzteres erzielte Lob und Anerkennung bei Magazinen wie Spin, Pitchfork, Magnet, Exclaim und Rolling Stone. Dass sie nun bei Domino Records unter Vertrag stehen, darf als weitere Auszeichnung gehandelt werden. Auf eben jenem Label ist nun „Deep Fantasy“ erschienen, ihr insgesamt dritter Longplayer. Wobei lang bei den Vieren als relativ zu sehen ist, denn ihre neue Platte bringt es gerade mal auf eine Gesamtspielzeit von 22 Minuten.
Im Punkbereich jedoch eine ziemlich übliche Vorgehensweise. Punk-Rock kommt auf den Punkt, fackelt nicht lange und bevor man zwei, drei Mal durchgeatmet hat, ist die Chose auch schon wieder vorbei. Nicht anders bei White Lung. Da wird schroff in die Offensive gegangen mit dem Opener „Down With The Monster“, dazu kreischt Mish Way als wäre der Leibhaftige hinter ihr her. Noch weiter runter in den Hardcore Sumpf brettert „Down It Goes“: Schnell, laut, aber hinter all dem Lärm lässt sich auch eine Melodie ausmachen.
Mish Way kann nicht nur kreischen, da steckt auch Emotion und Pop in ihrer Stimme. Dies droht zwar einige Male in den Stakkato-Rhythmen unterzugehen, sie verfügt jedoch über genug Power, um sich gegen das Stahlgewitter durchzusetzen, man höre z.B. „I Believe You“. Schneller, lauter, härter scheint die Maxime der Band zu sein. Wie gehetzt und dabei auf ihre Instrumente einprügelnd lassen sie es im wahrsten Sinne des Wortes krachen. Dass sie dabei wiederholt die ein oder andere Melodie ausspucken, ist bewundernswert und vor allem der Stimme Mish Ways geschuldet, die mit ihrem Organ Hardcore und Pop versöhnen kann. „Just For You“ und „In Your Home“ sind so Titel, die ins Ohr gehen oder besser – mitten hinein schießen.
Nach 22 Minuten Hysterie und Lärm ist man erstmal erschlagen von diesen kanadischen Riot Grrrls, dennoch angefixt genug, um der Kürze des Albums die Repeat Taste entgegenzusetzen. Auf ein Neues!
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