Anna Calvi (Credit Roger Deckker)Wenige Monate sind vergangen, seit Anna Calvi ihren zweiten Longplayer „One Breath“ veröffentlichte und damit ihre Ausnahmestellung in der Musiklandschaft unterstrich. Auf der folgenden Tour bestach die die begnadete Gitarristin nicht nur mit Material ihrer beiden Platten sondern streute in den Konzerten auch Coverversionen in die Setlist, stellvertretend seien „Surrender“ von Elvis Presley und „Fire“ von Bruce Springsteen genannt.

Jetzt interpretiert Anna Calvi fünf Titel aus der Feder von Künstlern, deren Schaffen unterschiedlicher nicht sein könnte, und veröffentlicht diese Aufnahmen als EP unter dem Titel „Strange Weather“. Dem Grundsatz folgend, dass eine neue Version eines Songs nur etwas wert ist, wenn etwas Neues entsteht, verleiht Calvi den Titeln mit ihren behutsamen Interpretation ein neues Leben.

In New York aufgenommen und von Thomas Bartlett (u.a. Antony And The Johnsons und The National) produziert, macht „Papi Pacify“ von den FKA Twigs den Anfang. In der Ursprungsversion ein intimes Stück mit Gänsehaut Qualität, macht Calvi daraus einen Breitwand-Epos und transportiert so die morbide Stimmung eines Italo-Westerns. Suicides „Ghost Rider“, im Original ein Pionier-Song des Elektro-Rock, wurde von den Sisters Of Mercy bis hin zu R.E.M. schon x-mal gecovert, aber niemand schaffte es bisher, dem fiebrig-nervösen Stück derartig eine Seele einzuhauchen wie das hier gelungen ist.

In „I’m The Man, That Will Find You“ von Connan Mockasin und dem Titelsong gibt es dann prominente Unterstützung: David Byrne, ehemaliger Kopf der legendären Talking Heads und zuletzt in Sachen Weltmusik unterwegs, unterstützt Calvi in kongenialer Weise. „Strange Weather“, schon in der Ursprungsversion der aus Israel stammenden Keren Ann sehr intensiv, fand auf Vorschlag ihres Gastes Byrne den Weg auf die Platte. Der fragile Gesang der Beiden unterstreicht sensibel die Thematik des Songs, die Vereinsamung in der Menge. Wer mehr über David Byrne und seine ehemalige Band mit dem unsterblichen Hit „Psycho Killer“ erfahren will, dem sei die Konzert-Dokumentation „Stop Making Sense“ aus dem Jahr 1984 ans Herz gelegt.

„Lady Grinning Soul“ – Rausschmeißer auf  David Bowies 1973ér  Album „Aladdins Sane“ ist auch hier das letzte Stück. Der Brite, den die Engländerin als eines ihrer größten musikalischen Einflüsse nennt wie sie auch MusikBlog im Interview erzählte, veröffentlichte den Song auf dem Scheitelpunkt der Glam-Rock Welle. Calvi interpretiert ihn als kühles Drama im Stil eines Klavierkonzerts.

Auch wenn ihr dominantes Hauptinstrument diesmal gezähmt bleibt, hat Anna Calvi wieder epische Klangwelten erschaffen, in denen Violinen über den Gang schlurfen, in denen Twang-Gitarren klappern, in denen man sich im Hall einer Höhle gefangen glaubt, in denen vom Original nicht viel übrig bleibt und die trotzdem mit der ursprüngliche Idee ihrer Autoren respektvoll umgehen.

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