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Talisco – Run

Mesdames et messieurs votre attention, s’il vous plaît. Aus unserem Nachbarland Frankreich kommt mit Jérôme Amandi alias Talisco ein Künstler, der mit seinem Debütalbum “Run” zum großen Sprung ansetzt. Als erstes Signing des wiederbelebten deutschen Label-Ablegers von Virgin Records beendet Talisco die leichte Sommerflaute an Veröffentlichungen, die in den letzten Wochen herrschte, und gibt uns erneut allen Grund dazu, das gegenwärtige popmusikalische Geschehen in Frankreich mit einem nach oben gerichteten Daumen zu bewerten.

Bereits im letzten Sommer veröffentlichte der Franzose mit spanischen Wurzeln hierzulade seine EP “My Home”. Ein Jahr später folgt nun mit “Run” das Debütalbum, das mit elf Tracks die kleine Durststrecke beendet und weitere Gründe dafür liefert, warum man den Songs des Wahl-Parisers seine Aufmerksamkeit schenken sollte. Allen voran die erste Single-Auskopplung “Your Wish”, die sich auf beiden Veröffentlichungen wiederfindet. In vielerlei Hinsicht agiert der Song als musikalisches Aushängeschild der Platte und ist gleichzeitig Sinnbild für die Gefühlswelt Jerome Amandis, die nun auf Albumlänge den gewünschten Raum zur Entfaltung zugesprochen bekommt.

Die französische Kultur und dieser besonders feinfühlige Sinn für Romantik – diese Kombination ist scheinbar eng umwoben und gilt auch für das Werk von Talisco, den es aus seinem Heimatort Bordeaux ins malerische Paris zog. Dort schuf er in seinem Heimstudio nur mit Klavier, Laptop und Gitarre zur Hand die Songs, die weniger nach einem stillem Kämmerlein klingen, sondern vor allem einen großen Sehnsuchtsgedanken in sich tragen, der immer wieder zum Vorschein kommt und dabei von einem Gefühl von Freiheit und Weite begleitet wird.

Dass Talisco darüber hinaus ein gutes Händchen für Melodien besitzt, wird spätestens nach der Hälfte des Albums deutlich. Auch wenn sich die Songs, oberflächlich betrachtet, ihrem Charakter nach klar dem Pop verschreiben, offenbart die darin mitschwingende Atmosphäre jedoch oftmals das Verlangen, mehr als das zu sein und birgt die Neugier und Sehnsucht nach der Ferne in sich. Der assoziierte Bewegungsdrang, der sich im Albumtitel “Run” wiederfindet, gilt auch für einen Großteil der Songs, die ihrem Wesen nach stets vorwärts streben.

Allenfalls die zwei Balladen “So Old” und “Lovely” spiegeln nicht die oftmals gegenwärtige Aufbruchstimmung wider und zeichnen ein weicheres, intimeres Bild des französischen Musikers, der seinen Songs live gerne einmal ein paar zusätzliche Ecken und Kanten verpasst und zusammen mit seinen Bandkollegen die anmutende Glätte des Albums mit einigen Kratzern versieht. Das Gute daran? Man nimmt ihm beides problemlos ab und fühlt sich nicht hintergangen. Ein künstlich aufgeladenes Image wird man bei Talisco ebenso wenig finden wie eine Reizüberflutung, auch wenn dieser sich der emotionalen Weite verspricht.

Was musikalisch nur bedingt wiedergegeben werden kann, drückt Talisco dafür auf visueller Ebene aus und verpackt seine kreativen Ambitionen in Form eines Kurzfilms zum dazugehörigen Album, der Western ähnliche Züge aufweist und die drei Songs “Sorrow”, “Follow Me” und “My Home” umfasst. Vor kurzem arbeitete Amandi noch in einer Kommunikationsagentur. Nun darf er sich mit “Run” leidenschaftlich mitteilen und läuft damit mindenstens ebenso temporeich und zielsicher voran wie im Video zu “Your Wish”.

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