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Junior – Junior vs. Shakespeare

Das amerikanische/deutsche Duo Junior brachte im Februar dieses Jahres mit dem Album “Self Fulfilling Prophets” sicherlich eines der interessantesten Alben des Jahres heraus. Nur neun Monate später sorgen sie mit der fast 22minütigen EP “Junior vs. Shakespeare” schon für Nachschlag. “Junior vs. Shakespeare” ist ein Werk, in dem Ian Fisher die Texte Shakespeares, zu von Fabian Kalker komponierter Musik, vertont. Anlass ist der 450. Geburtstag von Shakespeare.

Shakespeare zu vertonen ist eine schwere Angelegenheit, denn seine Texte sprechen schon für sich und brauchen eigentlich keine musikalische Untermalung. Ein Musiker kann das eigentlich nur aus zwei Gründen tun: Erstens, damit ihm ein intellektueller Stempel aufgedrückt wird oder zweitens, weil er wirklich von dem Unternehmen “Shakespeare goes Indie-Folk” überzeugt ist. Bei Junior ist die zweite Variante der Fall, denn mit herrlicher Instrumentierung und gefühlvollem Gesang werden einem Stücke wie “Oh Mistress Mine” oder “Take My Love (Sonnet 20)” vorgetragen.

“Junior vs. Shakespeare” unterscheidet sich musikalisch doch vom Vorgängeralbum. Dies ist auch gut so, denn nur auf diese reduzierte Art und ohne überflüssigen elektronischen Schnickschnack entfalten diese Stücke eine minimalistische, aber dennoch erhabene Wirkung. Eine Stimmung, die durch die Produktion perfekt unterstützt wird: einfach gezupfte Akustikgitarren, eine ruhige Stimme, in einigen Stücken weibliche Duettpartner. Aber auch das Knarzen eines Stuhls oder ein Fuß, der den Rhythmus auf den Boden stampft. Wohnzimmermusik, die sich anhört, als wäre sie in einem Wohnzimmer aufgenommen. Aber so ganz können Junior es dann doch nicht lassen und beim Schlussstück “Quietus (Sonnet126)”, kommt dann doch noch fast so etwas wie eine Tanznummer heraus.

Junior tragen die nostalgische Schwere, von welcher sie singen gleichsam mit selbstverständlicher Leichtigkeit. Durch ihren bescheidenen und gemächlichen Stil fällt es einem nicht schwer, die Lieder mehrere Male nacheinander zu hören. Die abwechselnde harmonische Begleitung von Klavier, Bass und sanfter Perkussion unterstützen das wohlige Gefühl, das sich beim Zuhören einstellt. Die geerdete Musik sorgt für eine Entschleunigung im alltäglichen Leben und zaubert mit süßer Melancholie ein, vielleicht vergessenes, Lächeln leise zurück auf die Lippen.

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