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Chadwick Stokes – The Horse Comanche

Chadwick Stokes Urmston hat schon einiges auf dem musikalischen Kerbholz. Zwischen 1996 und 2004 feierte er mit der Indie-Rock-Legende Dispatch weltweite Erfolge. Die Popularität der Band war so groß, dass die politisch engagierten Musiker den New Yorker Madison Square Garden für ein Simbabwe-Benefiz dreimal in Folge ausverkauften. Die besondere Beziehung zu diesem Land begründet sich in Stokes Aufenthalt in Afrika. Auf Grundlage der dort mit dem Gärtner Elias entstandenen Freundschaft schrieben Dispatch mit dem nach ihm benannten Stück einen ihrer bekanntesten Songs. Nach Unstimmigkeiten folgte die Trennung, die Band fand aber immer wieder für unregelmäßige Live-Auftritte zusammen. Im Frühjahr 2015 gibt es wieder eine größere Tour durch Australien.

Stokes widmete sich ab 2002 verstärkt seiner neuen Formation Flag Of Shiners zu, die sich bald in State Radio umbenannte und unter diesen Namen bis heute besteht. Das musikalische Konzept der Formation basiert auf der treibenden Kombination von Reggae und Rock begleitet von kritischen Texten zur US-Politik.

Mit „The Horse Comanche“ erscheint jetzt das zweite Solo-Werk des Enddreißigers. Vor vier Jahren veröffentlichte er bereit Shimmerkane II mit Songs, die klangen, als ob sich der Musiker eine Auszeit von Lautstärke und Gesellschafts-Kritik nehmen wollte. Was nicht bedeutet, dass die Aufnahmen schlecht oder langweilig waren, verglichen mit dem, was man sonst aus dem Hause Stokes auf die Ohren bekam, war das jedoch vergleichsweise leichte Kost. Aber warum sollten Aktivisten mit Attitüde nicht auch über persönliche Anliegen und die Liebe singen dürfen?

Vom gefühlvollen Opener „Pine Needle Tea“ an, der sich an bester amerikanischer Singer-Songwriter Tradition orientiert, folgt das neue Album seinem Vorgänger. Das folgende, von einem Background Chor unterstützte „Mother Maple“ lässt ordentlich die Fußspitzen wippen. Richtig in die Saiten wird in „Our Lives Our Time“ gegriffen, während aus „Hazy Maze“ der schwermütige Blues tropft. Die Stücke überraschen regelmäßig mit unvorhersehbaren Wendungen: Mit einem Schlagzeug-Wirbel, wenn z.B. im Titelstück die Liebe im Verlust mündet. Oder mit pfeifend versprühter Lebensfreude im Calypso-Elemente versetzten „Prison Blue Eyes“, welches auch eine Prise Paul Simon enthält.

Neben seltsamen Namen (“I Want You Like A Seatbelt”)  ist den zehn, mit Sam Beam, Brian Deck und Noah Georgeson produzierten, Songs der dynamische Übergang vom flüsternden Beginn zu aufbrausenden Verlauf, welcher das Pferd immer weiter vorwärts treibt, gemeinsam.

„The Horse Comanche“ muss nicht mit einem Gnadenschuss am Weiterlaufen gehindert werden. Irgendwo zwischen Beck auf “Mellow Gold”, Gospel und Folk-Rock findet die Musik zu sich und damit den Weg in die Wiedergabegeräte im Cockpit von Van oder Wohnmobil. Zu „New Heaven“, bei dem Lucius mit von der Partie sind, darf die Fahrt in den Sonnenuntergang dann auch gern etwas länger dauern.

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