Ich habe es wirklich versucht. Aber der Power-Pop-Punk von Ash bringt mich zum Würgen. Es ist nicht so, dass ich dem Genre im Allgemeinen, beziehungsweise seinen verwandten Ausläufern, vollkommen ignorant begegnen würde. In meiner Jugend habe ich mal dem Bubblegum-Punk Green Days etwas abgewinnen können, und den Power-Pop der New Pornographers etikettiere ich noch heute als ganz gute Popmusik.

Doch kommen Power-Pop und Punk – respektive das, was die jeweiligen Protagonisten darunter verstehen – in der Spielart von Ash oder den Donots zusammen: I brake together, wie Helge Schneider sagt. Dabei bin ich unbedingt für schlagende „Beispiele für die Durchlässigkeit gewisser Grenzen“ (David Foster Wallace) und gehöre weder der nur-hart- noch der nur-soft-Fraktion an.

Dance-Punk, qua Exemplum im Stile Death From Above 1979s, wäre meinem Dafürhalten nach eine gelungene Fusion aus zwei groben Widersprüchen: aggressive Lautstärke, heftiger Druck, gepaart mit einer Melodieliebe und -freude, die Tanzbarkeit regelrecht erzwingt. Die besten Songs von DFA nötigen einem förmlich ihre Bewegungsfreudigkeit auf, wie ein sexy R’n’B-Song, nur im Gewand eines Kinnhakens.

Ich kann mich also durchaus erwärmen für die Vereinbarkeit von Ambivalenzen. Was also ist mein Problem mit Ashs „Kablammo!“? Es ist himmelschreiend dummbatzig. Die Gitarren dröhnen fett, das Schlagzeug wummert wuchtig, und schön halten sie ihren Takt – zugegebenermaßen ist dies nicht sonderlich schwer bei dieser musikalischen Spielart – so weit so gut. Aber diese bodenlos infantile Melodiekreativität, dieser Lawinenüberguss aus schleimiger Candyness: Sprachlosigkeit. I brake together.

Reduziert man einen beliebigen Ash-Song („Shutdown“) von „Kablammo!“ auf seine Silbenlautsprache im Refrain und nimmt alles Gedröhne weg, bleibt folgendes übrig: lalu-lilala-lula, dreimal wiederholt. Und so geht das auf dem ganzen Album. Vierzig Minuten. Okay, mit einer Ausnahme: „Evel Knievel“ ist rein instrumental, klingt tausendfach besser als der Rest des Albums und ist 106 Sekunden lang.

Es ist ein melodiöser Alptraum eines Blümchen-Musikvideos aus den Neunzigern, nur in Lederjacke, was Ash uns hier zumutet. Eine regelrechte gute-Laune-Kitschtortur. Unerklärlicherweise war diese nordirische Band in eben jener Dekade damit relativ erfolgreich, verkündete vor vielen Monden mal – digitale Revolution und so – nur noch Singles machen zu wollen, weil sie an das Albumformat nicht mehr glaubten und haben es jetzt nach über sieben Jahren doch getan. Hätten sie es mal lieber gelassen. Es gibt Dinge, die sollten in der Vergangenheit bleiben.

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