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Jacco Gardner – Hypnophobia – Märchen im Wachzustand

Der Niederländer Jacco Gardner hat Musikproduktion studiert und begann bei den Bands Lola Kite und The Skywalkers. Als Solokünstler veröffentlichte er Singles und 2013 sein Debütalbum „Cabinet Of Curiosities“, mit dem er in der Psychedelic-Szene für Aufsehen sorgte. Vergleiche mit The Zombies, den frühen Pink Floyd mit Syd Barrett, den psychedelischen Beatles, Left Banke, Moody Blues und einigen anderen waren berechtigt und trugen zum Erfolg seines Erstlings bei. Konzerte führten ihn durch Europa und die USA.

Nach dem Kuriositätenkabinett ist Jacco mit seiner zweiten Platte der Angst vor dem Schlaf auf der Spur und verpasste ihr den entsprechenden Titel: „Hypnophobia“. Gardner spielt darauf elektrisches Wurlitzer Piano, Mellotron, Cembalo, Optigan und ein antikes Steinway Klavier. Außer den Drums hat er alle Instrumente selbst gespielt. Die Aufzählung zeigt bereits, dass Jacco Gardner ein Faible für das Spiel auf den Tasten hat, wobei er vor allem auf klassisches Instrumentarium zurückgreift. Anders als die Temples, verzichtet er auf psychedelische Byrds Anspielungen und wendet sich auf seinem Zweitwerk weitestgehend dem psychedelischen Baroque-Pop zu. Wenn E-Gitarren ins Spiel kommen, setzen sie Akzente, zeichnen kreisrunde Figuren und hallen im sphärischen Tastenspiel nach wie es auf „Face To Face“ und „Before The Dawn“ der Fall ist.

Im Vordergrund bleiben die Keyboards, die eine barocke Atmosphäre erzeugen. Funkelnde Sterne, losgelöste Sonnenstrahlen oder ein heller Vollmond sind nur einige Assoziationen, die sich beim Hören von „Hypnophobia“ einstellen. Und der Zustand, wenn das Bewusstsein kurz vor dem Einschlafen loslassen will, wird hier in die Länge gezogen, wenn Schlaf und Wachheitsgrad kaum mehr voneinander zu unterscheiden sind. Dementsprechend werden wiederholt Keyboard-Passagen in die Länge gezogen, so dass sich der Zuhörer darin verlieren kann. Dass der Künstler Jacco Gardner damit jene Zwischenzustände nachzeichnen will, ist offensichtlich, verwässert jedoch die durchaus vorhandenen Songstrukturen etwas zu ausführlich.

Nichtsdestotrotz versetzt einen die Platte in einen Zustand der Schwerelosigkeit, die psychedelischen Passagen ziehen wie Nebelschwaden durch die Gehirnbahnen, die helle und somnambule Stimme Gardners tut dabei ein Übriges. „Hypnophobia“ ist ein geträumtes Märchen im Wachzustand, ein barockes, manchmal gar majestätisch-psychedelisches Album.

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