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Pfarmers – Gunnera

Aha, wieder mal eine der sogenannten “Supergroups”. Diesmal nennen sie sich Pfarmers und ihr Album hört auf den Namen “Gunnera”. Pfarmers ist ein Projekt bestehend aus Danny Seim (Menomena, Lackthereof), Bryan Devendorf (The National) und Dave Nelson (David Byrne & St. Vincent, Sufjan Stevens). Das hört sich von den Namen schon mal vielversprechend an. Aber nicht nur das. “Gunnera” ist ein Werk, gemacht von Musikern für Musiker. Man kann sich bildlich vorstellen, wie die drei Künstler in einem Raum sitzen und musizieren, ihnen es aber gleichzeitig egal ist, was Kritiker von dem Endresultat halten werden.

Schon der Opener wartet mit sparsamer Instrumentierung auf, während im Hintergrund eine Stimme unverständlich säuselt. Keine leichte Kost, soviel steht schon mal fest. Dass es aber auch zugänglicher geht beweisen die Pfarmers auf “El Dorado”, das wie ein Hybrid aus Radiohead, Calexico und My Morning Jacket klingt.

Im Allgemeinen beherrschen jedoch kryptische Lyriken, kaum nachvollziehbare Rhythmus-Wechsel und elektronische Spielereien das Werk. Dies lässt die Sinne Achterbahn fahren und sorgt für massenhafte Fragezeichen bei Freunden eingängiger Klänge. Diese dürften jedoch kaum die Zielgruppe sein, auch wenn die drei erfahrenen Musiker im eben genannten “El Dorado” kurzzeitig beweisen, dass ihnen gängige Melodie-Abfolgen nicht vollkommen fremd sind. Diese punktuellen Lichtmomente für Standard-Hörer sind aber die Ausnahme auf einem Album, das ansonsten vor allem durch eines glänzt: grenzenlose Vielfalt. Es ist schon faszinierend, wie dieses Melange-Shuttle aus urbanem Bombast, filigraner Zartheit und äußerstem Minimalismus in fernsten Welten seine Kreise zieht, ohne am nächstbesten Meteoriten zu zerschellen.

Doch wer sich die Zeit nimmt, die unzähligen Einzelteile des Albums zusammen zu puzzeln, wird es nicht bereuen. Denn irgendwann fügt sich alles zusammen. Man muss nur genau und lange genug hinhören. Was anfangs noch völlig wirr klingt, hat nach mehrmaligem Durchlauf gar einen dickeren roten Faden vorzuweisen als so manches Standard-Konzept-Schaffen.

Die göttlichen Hoheiten finden beim Schlusslied “Promised Land” wieder zurück zu ihrem Spirit. Hallelujah! Das Album wird zwar nicht in jedermanns diesjährigen Top 5 vertreten sein, aber einige Stücke eignen sich bestens zum Vor -, Über- und Abspielen. Also Taschentücher raus und aus dem Fenster in den grauen Himmel schauen. Das mag deprimierend klingen, es ist aber irgendwie auch schön, gemeinsam mit der Band ein wenig in der Sound-Kakophonie der Schwere zu verschmelzen.

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