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Torres – Sprinter

Die Früchte der Indie-Pionierarbeit einer Cat Power oder PJ Harvey werden immer sichtbarer. Torres intimes, gefühlsüberladenes Debüt voller bittersüßer Traurigkeiten vor zwei Jahren blieb nicht unbemerkt, wenngleich unter dem Mainstream-Radar. Nun öffnet sich Mackenzie Scott, 23 Jahre jung, auf ihrem zweiten Album den lauteren, aber nicht weniger emotionalen Sounds.

Gleich zu Beginn dröhnen recht grungy-verzerrt Bass und Gitarre durch und verschaffen der lyrischen Fragilität Mackenzie Scotts einen neuen kraftvollen Punch. Willkommen im Alternative Rock, Singer/Songwriter Torres. Doch breitbeinig ist Scott jetzt mitnichten geworden, ihr bleibt eine hochemotionale Zartheit zu eigen, die immer kurz vor dem Tränenausbruch zu scheinen steht (siehe das mutige Cover, auf dem Scott eventuell weint). Das geht erstaunlich gut zusammen mit den lauteren Sounds und erinnert tatsächlich zu Recht nicht selten an die Neunziger und Grunge.

Doch so energetisch und wuchtig wie auf dem Opener „Strange Hellos“ und dem, wie ich finde, besten Song des Albums, „Sprinter“, ist Scott nicht permanent. Da ist noch viel von der früheren Seite des Debüts, langgezogene, zwischen Berührung und Übertreibung fluktuierende Wehklagen, mit sehr sehr langen Strophen, die in sehr sehr lange Songs münden („Ferris Wheel“, „The Exchange“).

Der Mittelweg zwischen beiden skizzierten Pfaden nistet sich auf „Sprinter“ zwischen den vier genannten Songs ein, stellt sein Wesen dar und ist aller Wahrscheinlichkeit nach ihre Zukunft: fragiler, gefühlsbetonter, weiblicher Rock, mal lauter, mal leiser. Nah dran an der zehn Jahre älteren Freundin und musikalischen Mentorin Sharon Van Etten.

„Sprinter“ ist ein schönes Album, wenn auch bisweilen leicht anstrengend. Das Talent für große musikalische Gefühlsmomente hat sie in jedem Falle und doch bleibt noch Luft nach oben.

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