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Bombino – Sahel

Der Sahel in Afrika ist die Übergangszone zwischen der Wüste Sahara im Norden und der Trockensavanne im Süden. Und “Sahel” ist auch der Titel von Bombinos neuem Album, welches er all seinen Brüdern und Schwestern des Tuareg-Volkes in der Sahelzone widmet.

Für sein letztes Album “Deran” in 2018 erhielt Bombino als erster und bislang einziger nigrischer Musiker eine Grammy-Nominierung. Fünf Jahre später holt er sich für “Sahel” den walisischen Produzenten David Wrench ins Boot, der schon unter anderem mit The xx, David Byrne und Frank Ocean zusammenarbeitete.

Auf “Sahel” verbindet Bombino wie gewohnt traditionelle Musik mit den Einflüssen aus psychedelischem Blues und Rock und erschafft ein gleichermaßen exotisch wie vertraut klingendes Werk. Die zehn Tracks sind dabei nicht nur Ausdrucksmittel kultureller Identität oder politischer Kontexte, sondern behandeln auch universelle Themen wie Liebe, Schmerz und Einsamkeit.

Man solle das Herz öffnen, singt Bombino im Opener “Tazidert”. Im Vordergrund stehen die vorantreibenden Rhythmen und strudelförmigen Gitarrenmelodien. Im Gegensatz zum dringlichen Klang des Songs handelt der Text von Geduld und Beharrlichkeit.

Über kraftvolle Gitarren und die Synkopen des Schlagzeugs, der Djembe und Cowbells ruft Bombino in “Aitma” zu Solidarität auf. Ganz egal wo, ob in Mali, Libyen oder Algerien – alle sind Brüder und Schwestern, alle sind gleich. Trotz geografischer Abgrenzung fällt es leicht, sich über Landesgrenzen hinaus dieser romantischen Utopie hinzugeben.

Noch mehr als andere Songs hebt “Si Chilan” seine virtuosen Fähigkeiten an der Gitarre hervor. Zu Beginn unscheinbar und locker erzeugt Bombino einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann.

Um nicht zwischen den druckvollen Gitarrenwänden, brummenden Bässen und schlingenden Soli erdrückt zu werden, sorgen ruhigere Momente auf “Sahel” für die notwendige Balance. Das wehmütige “Ayes Sachen” über Ungerechtigkeit und Hass in der Welt entschleunigt und unterbricht die euphorische und mitreißende Stimmung.

Alte Tuareg-Rhythmen und einfache Schemata erzeugen in “Alwane” und “Itisahid” komplexe Klangkonstruktionen und konversieren damit auch die Kultur seines Volkes, von der Bombino fürchtet, dass sie verloren gehen könnte.

Als einer der stärksten akustischen Songs auf “Sahel” handelt “Ayo Nigla” vom Leid und der Kraft jugendlicher Liebe. Das Schnipsen, Klatschen und der warme Klang der Kalebasse schaffen einen intimen Rahmen abseits der kollektiven Ausgelassenheit.

Im in sich gekehrten “Mes Amis” beschreibt Bombino den Verlust von Seelenverwandten als größten, zu erduldenden Schmerz. Doch der stampfende Rhythmus zeigt sich unerschütterlich und gibt Kraft.

Die Themen auf “Sahel” sind vielseitig und nicht alles wird man verstehen, sei es aufgrund sprachlicher Barrieren oder kultureller Unterschiede. Doch mit seiner Musik gelingt es Bombino, es sein Publikum dennoch spüren zu lassen. Damit zeigt er eindrucksvoll, wie sich Musik als Sprache über sämtliche Grenzen hinwegzusetzen vermag.

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