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Becks letzter Sommer – Netter Musikfilm

Rock ‚n‘ Roll ist ein wackeliges Geschäft. Diese Erfahrung musste auch Robert Beck machen. Seit seine einst gefeierte Band Cash Punk aufgrund von internen Querelen implodierte, verdient er sein Geld in einem sicheren Job als Musiklehrer an einer Schule. Und versauert darin. Alles scheint bis zum Ruhestand vorprogrammiert.

Als er bemerkt, dass sein aus Litauen stammender Schüler Rauli ein absolut talentierter Rockmusiker ist, reißt ihn das aus seiner frustrierten Lethargie. Er sieht in der Möglichkeit, Rauli’s Karriere als Songschreiber und Producer zu befördern, die Chance, aus seinem Trott auszubrechen. Anfangs sieht das für ihn auch gar nicht schlecht aus. Aber so einfach ist dann natürlich doch alles wieder nicht. Das Happy End kommt. Aber es kommt anders, als gedacht. Um dem Ganzen noch weitere Würze zu geben, funken auch noch Becks überdreht drogensüchtiger Ex-Bandkumpel Charlie (Eugene Boateng) und seine Freundin Lara (Friederike Becht) in sein Leben.

Die Vorlage zum Film schrieb Benedict Wells, der vor sieben Jahren als 23-jähriger mit seinem zweiten Roman „Becks Letzter Sommer“ zum Shootingstar der deutschen Literaturszene avancierte. Wells soll schon beim Schreiben für die Rolle von Robert Beck Christian Ulmen im Kopf gehabt haben. Und wo an Ulmen gedacht wurde, muss natürlich auch Ulmen rein. Und der spielt Beck, wie man es aus ähnlich angelegten Rollen schon von ihm kennt, mit einer überzeugenden charmant tragikomischen Charakterdarstellung.

Eine Überraschung ist auf alle Fälle der argentinische Schauspieler Nahuel Pérez Biscayart als Rauli. Lange hatte man für den Film nach einem Schauspieler gesucht, der ca. siebzehn ist, Deutsch mit einem litauischem Akzent spricht und auch noch Gitarre spielen und singen kann. Gefunden hat man niemand, der diese Voraussetzungen erfüllen konnte. Gefunden hat man Biscayart, der 29 ist. Kein Deutsch kann. Und weder Gitarre spielen noch singen kann. Und gemessen daran, verhilft er Rauli auf bemerkenswerte Weise ins Leben. Kantig und einfühlsam. Klar, wird dabei auch getrickst. Wie zum Beispiel bei den Nahaufnahmen der Gitarrenszenen. Für die Aufnahmen in der Totalen schaffte er es aber zum Beispiel, sich in kürzester Zeit so viel Gitarrenspiel anzueignen, dass es überzeugend rüber kommt. Und bei seinem Deutsch mit Akzent würde man auch nicht an Argentinien denken.

Von der Story aus betrachtet, ist „Becks Letzter Sommer“ eine Mischung aus Komödie, Roadmovie, Drama und Buddy-Film. In der Hauptsache ist er aber auch ein Musikfilm. Denn in einem Film über zwei Musiker ist der Soundtrack natürlich ein essenzieller Bestandteil. Dieser stammt von Tobias Jundt alias Bonaparte. Und der zeigt, dass er musikalisch mit einigen Wassern gewaschen ist. Seine Songs und Kompositionen gehen stimmig durch die verschiedensten Genres und Stimmungen und geben dem Film damit einen immer präsenten und vielschichtigen roten Faden. Nebenbei lieh Jundt auch noch Rauli/Biskayart seine Gesangsstimme und für die Close Ups beim Gitarrenspiel seine Finger.

Regisseur Frieder Wittich führt zuverlässig durch die Geschichte und gibt ihr hin und wieder den nötigen Drive und Dynamik, ohne dabei allerdings auch in zu origineller Weise groß über das Ziel hinauszuschießen. Auffallend ist dabei sein Sinn für gut inszenierte Bilder und stilvolle Landschaftaufnahmen.

Für Leute, die sich ein bisschen mit der Mechanik der Musikindustrie auskennen, ist die Story natürlich am Rand zum Märchen gebaut. Aber es geht hier ja auch nicht um eine Dokumentation, sondern um einen Kinofilm. Und da versteht es der Film, für sein Eintrittsgeld schon gut zu unterhalten. Nicht zuletzt wegen der gut aufgelegten Schauspieler und des sehr guten Soundtracks.

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