Die Pioniere des britischen Space Rocks zelebrierten ihre experimentelle Hochphase im Bristol der 1990-er Jahre. Flying Saucer Attack trat dabei in die Fußstapfen des Shoegazing, einer Spielart der Rockmusik, die sich Mitte der 1980-er Jahre in Großbritannien entwickelte. Flying Saucer Attack kann zurecht als wesentlicher Vorläufer und Einflussfaktor der späteren Brit-Pop- und Art- bzw. Postrock-Welle gesehen werden. Die Band scharte eine kleine, aber begeisterte Fangemeinde um sich und war bekannt dafür, das meiste ihres musikalischen Outputs Zuhause aufzunehmen. Die Band bevorzugte dabei eine ganz normale Stereoanlage und vermied Aufnahmestudios ganz bewusst.
Ab dem Jahr 2000 dann wurde es ruhig um Flying Saucer Attack. Nun, 15 Jahre später, startet die Band aus England eine akustische Offensive mit ihrem neuen Album “Instrumentals 2015”. Fraglich ist, ob eine neue Platte dieses ganz besondere britische Lebensgefühl der 1990-er Jahre bewusst in die heutige Zeit transportieren kann. Zugleich gibt es mit dem neuen Album ein Comeback des Gitarristen David Pearce, der die 15 Instrumentalstücke in seinen vier Wänden allein komponiert und in Lo-Fi-Performances-Manier – und ganz in der Tradition von Flying Saucer Attack – zusammengestellt hat.
Die Einflüsse von Flying Saucer Attack sind vielseitig. Ihre Inspirationen lehnen sich an unterschiedlichsten Musikrichtungen an, etwa an den Rock der 1960er Jahre (The Doors, The Velvet Underground), Post-Punk (Joy Division) oder Noise Rock (Sonic Youth). Ein Merkmal, das alle Songs von Flying Saucer Attack kennzeichnet, ist ein eindeutig psychedelisch geprägtes Muster, auf dem auch die meisten Kompositionen des neuen Albums beruhen. “Instrumentals 2015” gleicht einer impressionistischen Erzählung, die in einer Hörsession erlebt werden muss. In der Art eines schlüssigen Konzeptes reiht sich Stück an Stück, Zwischenspiel an Zwischenspiel. Flying Saucer Attack ist und bleibt – damals wie heute – eine sehr schwelgerische Musik, die man eben mögen muss. Daran ändert auch die Veröffentlichung eines Instrumentalalbums wenig.
“Instrumentals 2015” ist durch dichte, aber melodische und extrem mehrstimmige Gitarrenwände gekennzeichnet. Diese werden im Verlauf des Albums immer stärker mit Hilfe elektronischer Effekte und Synthesizer unterstützt. Die Kompositionen wechseln sich häufig mit ruhigeren Passagen ab. Alle Stücke haben eines gemeinsam: Sie holen den Hörer ganz individuell in seiner momentanen Stimmungslage ab. Die Instrumentalstücke drängen sich – bis auf wenige Ausnahmen – nicht auf. Die Interludes verzichten bewusst auf extreme Verzerrungen, setzen vielmehr auf Hall-, Flanger- und Feedback-Effekte. Die Long Plays hingegen fußen auf nervenaufreibenden Repetitionen, gerne auch mal für eine Dauer von bis zu 8 Minuten. “Instrumentals 2015” ist Introspektion in Reinform, die durch emotionale Ellipsen und Brüche, aber auch durch erlösende Kadenzen gekennzeichnet ist. Was bleibt am Ende? Irgendwie doch die Schwermütigkeit.
Das Video “Instrumental 7“, das unter der Regie von Peter Strickland entstanden ist, zelebriert die Rückkehr von Flying Saucer Attack. Es ist durch Schwarz-Weiß-Fotografie geprägt und spiegelt dadurch die Sphärik des Albums passend wider. Flying Saucer Attack – das ist schwer verdauliche Kost. Jedoch offenbart die Musik große Resonanzräume, in denen man sich wiederfinden kann, wenn man sich nur traut.