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Jock Scot – My Personal Culloden

Der Schotte Jock Scot ist im Grunde genommen schon ein alter Hase, mit seinen 63 Lenzen im Musikgeschäft – oder was auf ihn besser zutrifft: in der Kunst. Ihn als “Sänger” zu bezeichnen, wäre nicht der adäquate Begriff. Sein Liedgut ist eher Poesie-bezogen und erzählt Geschichten der Vergangenheit und Gegenwart. Ihn als einen reinen Spoken-Word-Artist zu bezeichnen, wäre dann doch übertrieben. Die Musik ist unterlegt mit seinen Texten und es kommt auch schon mal vor, dass er sich dazu hinreißen lässt, gesangliche Passagen mit reinzustreuen. Ihn mit Tom Waits zu vergleichen, käme dem Ganzen doch noch am nächsten. Sicherlich ist die Instrumentierung nicht so ausgereift wie bei seinem amerikanischen Kollegen, aber was das Lyrische angeht, liegen sie doch auf einer Wellenlänge.

“My Personal Culloden” kam schon 1997 heraus und war lange Zeit vergriffen. Jetzt haben jene, die dieses Meisterwerk noch nicht besitzen, die Chance, in das bedrohliche schimmernde Universum von Jock Scot einzutauchen. Man kann ihn sich bildlich vorstellen, den komischen Kauz, der seine Band grimmig anguckt, während er seine Texte dazu murmelt. Aber er hat etwas zu sagen, es sind nicht nur hohle Phrasen die Jock Scot hier vorträgt; Nein, er ist ein Intellektueller, einer von denen, die schon Gelebtes erzählen. Aber die Kunst des Geschichtenerzählens besteht darin, sie auch so vorzutragen, dass der Hörer sie versteht und mitfühlen kann. Wenn die Texte zu kryptisch werden, kann man als Hörer schon mal leicht das Handtuch werfen.

Jock Scot besitzt aber unterschwellig eine gewisse Art von Gesangsstimme, eine ganz besondere und fesselnde, nur lässt er die leider selten von der Leine. “My Personal Culloden” ist jetzt nicht unbedingt ein Werk, welches man so nebenbei hört; Nein, man muss in der richtigen Stimmung sein. Dieses Album hat das Potenzial aufzumuntern, wenn es einem dreckig geht, denn in seinen Texten steckt auch eine gewisse positive Energie. Aber wenn der Künstler über/auf die Welt schimpft und einem vor Augen führt, wie diese meistens ist, nämlich eher dunkel als hell, dann kann diese Platte einen doch runterziehen und/oder gleichzeitig die Augen öffnen. Wer auf leichte Musik steht und einfach nur nach Unterhaltung sucht, sollte die Finger weg lassen. Wer aber offen ist und kein Problem damit hat, dass Jock Scot einem den Spiegel vor die Augen hält, der hat genau die richtige Langrille gefunden.

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