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Bob Moses – Days Gone By

Neues von Bob Moses. Nicht von der gleichnamigen Jazz-Rock Größe, sondern von Jimmy Vallance und Tom Howie, dem in New York ansässigen Duo mit kanadischen Wurzeln, die in ihren Namen (den sie vom Chef des Labels Scissor & Thread verpasst bekamen) auf den Stadtplaner Robert Moses verweisen, der die Charakteristik ihrer Wahlheimat maßgeblich prägte.

Bereits im April dieses Jahres veröffentlichten die aus Vancouver stammenden Musiker via Domino mit „All In All“ eine Compilation ihrer bis dahin erschienen und sehr gefragten EP`s. Beide kennen sich schon seit Schulzeiten, infiltrierten unabhängig voneinander ins Musik-Business, Vallance als Produzent von Dance-Music, Howie als Student am College of Music in Boston. Man verlor sich aus den Augen, ein zufälliges Treffen der zwei inzwischen im Big Apple wohnhaften Studiobesitzer führte wie selbstverständlich zum gemeinsamem Wirken und sie wurden zum festen Bestandteil der illegalen Warehouse-Party Szene der Stadt.

Trotz dieser Roots ist ihre Platte kein reines House-Album. Auch wenn dieser Grundbaustein weite Teile von „Days Gone By“ trägt, folgen sie darauf der Symbiose von Singer/-Songwriter-Tugenden mit elektronischen Sounds. Die Tracks klingen nach vertontem Zeitgeist, in der die Wärme und Intimität eines Crooners (den gibt Howie) mit den Ideen eines, die grenzenlosen Möglichkeiten stromabhängiger Klangerzeugung nutzenden, Nerds verschmilzt.

Der Einsteiger „Like It Or Not“ steht mit seiner dezent provokanten Aussage stellvertretend für die Arrangements der restlichen Stücke, das tragende warme Grundmuster des Pianos trifft auf besitzergreifenden Gesang und findet zur eingängigen Melodie. Ob man es mag oder nicht, im Fall der beiden Jungs wirkt das Anliegen, ein klassisches DJ-Set mit Band-Atmosphäre zu koppeln, gut durchdacht und vor allem gut umgesetzt.

Ob der leicht morbide Indie-Disko Bass in „Talk“ oder die Reggea-Komponenten in „Keeping Me Alive“: auf der Fahrt durch das Reich der Elektronica werden großzügig weitere Stilmittel eingesammelt, die im Zusammenspiel leicht klingen ohne dabei beliebig zu sein.

Wenn sich auch aus der Hülle  von „Too Much Is Never Enough“ ein sehr housiges Tanzbrett schält, haben Bob Moses ihre überzeugendsten Momente im defensiven Bereich. Etwa, wenn die Arrangements Lounge-Atmosphäre der angenehmeren Art verbreiten, wenn man der Einladung zur tanzbaren Gefühlsduselei folgt, oder man beim Hören vom swingenden „Tearing Me Up“ die versteckten Gitarren entdeckt (wobei der fast siebenminütige Titeltrack am beständigsten im Ohr bleibt) und der dann und wann zu dick aufgetragene Pathos nicht wirklich stört.

Es scheint, als hätten sich Vallance und Howie zur Aufgabe gemacht, den Schaltkreisen ihrer Instrumente eine Seele einzuhauchen. Das ist ihnen ordentlich gelungen, allerdings birgt ein derartiger konsensueller Brückenschlag zwischen allen Lagern die Gefahr in sich, dass ihre Musik bei so viel Gefälligkeit für die Supermarkt-Beschallung missbraucht wird.

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