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Darwin Deez – Double Down

9. Klasse, Biologie. Der mausgraue Langhaarträger mit der dicken Hornbrille trichtert dir eifrig ein, dass es Darwin war, welcher herausfand: Die guten überlebensfähigen Dinge setzen sich durch, Evolution und so. Nicht ganz? Aber fast. Namensvetter-Band Darwin Deez zeigt jedenfalls, dass es keine hanebüchenen Mutationen braucht, um ein drittes Mal in fünf Jahren leichtfüßigen Kopflos-Pop in die schweren Köpfe der Hörerinnen und Hörer zu bringen. Ein Paradoxon? Paradox ist das neue „Double Down“-Ding der Amerikaner definitiv.

Darwin Deez, die Dritte also. Möchte man den reichlich gelockten Frontmann mit seiner lieblichen Band ernst nehmen, kann man es einfach nicht – zu ungestüm und naiv gehen die Musikschaffenden an das Business heran, welches sich vor blank geschliffen Tonspuren kaum noch zu retten weiß. Kann man sie ernst nehmen, möchte man es nicht – schließlich sollen Darwin Deez auch weiterhin für diese verdammten Ohrwürmer sorgen, zu denen du auf jeder Happy-Playlist ohne mahnenden Sound-Zeigefinger abspackst. Es ist eine verflixte Farce, was dieser Mann immer mit dieser Band liefert.

„Double Down“ verbindet die etwas drauf gebende Einfachheit des selbstbetitelten Debüts mit den Wirren des Vorgängeralbums „Songs For Imaginative People“. Der Lo-Fi-Sound ist geblieben, das ist Fakt. Das eine ums andere Mal erwischst Du Dich dabei, die Kopfhörerbuchse zu checken: Habe ich einen Wackelkontakt, oder ist das Ganze so dünn? Mit meiner Buchse ist jedenfalls alles in Ordnung.

Das neue Werk der Darwin Deez-Formation setzt auf ordentlich viele Wiederholungen auf allen Ebenen: Kleine Sequenzen werden ebenso breitgetreten, wie Refrains abartig oft in das Liedgut Einzug halten. Hier will man sicherstellen: Das geht ins Ohr, das setzt sich fest. „Das“ missachtet dabei jedoch den schmalen Grat zwischen Eingängig- und Belanglosigkeit. Schade eigentlich.

Die Stimme des Frontmannes Deez wird wieder einmal nach vorne gemischt – von ihm höchstpersönlich, so sagt es das Promo-Material. Doch dies weist nur auf ein paar Timing-Schwächen hin, welche mit einem besseren Sound geschickt zu ummanteln wären. Der setzt hingegen auf irgendwie-Honig-Pop anstelle des ausgelassenen Freiluftrock, mit Breakbeats und Popstimmenallüren („The Mess She Made“).

Das Alleinstellungsmerkmal der AmerikanerInnen – das holprige Zucken im Off-Beat-Bereich – wird um dudelnde 80s Synthies ergänzt („Lover“). Doch trotz aller (mitunter digitalen) Beathoppeleien will der Euphoriefunke nicht recht überspringen, das dünne und gestapelte Falsetto nicht über die teilweise schwunglose Gähneleere hinweghelfen („Bag Of Tricks“). Stattdessen lassen Darwin Deez den Musikwagen im hier eingelegten Leerlauf behutsam weiterrollen: „Rated R“ wirkt trotz aller erschlagender Überladenheit wenig energetisch und die Lautstärken sind nicht formschön ausbalanciert zwischen großen dämpfenden Klangteppichen und reduzierteren Passagen.

Wie schon einmal festgehalten: Das Ganze ist paradox. Denn während du in dem einen Moment auf das DIY-Werk des sich selbst recht ernst nehmenden Amerikaners schimpfst, wackelst Du im nächsten zu dessen Schlafzimmeraufnahmen durch das deinige. Und denkst so im hüpfenden Stillen: scheiß‘ auf Sound. Ob das nun im Darwin’schen Sinne überlebensfähig  ist oder nicht: Für den Augenblick mag es reichen.

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