Wer hätte das gedacht? Zwölf Jahren nach ihrem letzten Studioalbum lassen es die Libertines doch tatsächlich noch einmal so richtig krachen. Sicher, all die Hipster und Kate-Moss-Starschnitt-Verehrer waren sich bereits im Vorfeld sicher, dass „Anthems For Doomed Youth“ durch die Decke gehen würde. Kritiker und Zweifler hingegen hatten ihre Bedenken. Nach Songs wie dem ultra-lässigen Opener „Barbarians“, der Offbeat-Hymne „Gunga Din“ oder dem Slow Down-Eckpfeiler „You’re My Waterloo“ müssen sich nun aber auch all diese Leute eingestehen, dass die Droge, die einen Pete Doherty künstlerisch dahinrafft, wohl erst noch erfunden werden muss.

Zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt summiert sich hier all das zu einem großen Ganzen, was die Band zu dem gemacht hat, was sie heute ist: ein britisches Pop-Phänomen, getragen von Rauschmitteln und mit Füßen getretenem Talent. Aber – wie gesagt – einen Doherty haut scheinbar nichts um. Dieser Kerl ist ein Stehaufmännchen wie er im Buche steht. Und sein treuester Bruder im Kampfe gegen all die Dämonen, die ihm seit Jahrzehnten im Wochenrhythmus auf die Pelle rücken, ist sein einzigartiges Gespür für große Klangkunst.

Aber es ist nicht nur Doherty, der hier unerwartet glänzt. Auch sein musikalischer Zwillingsbruder Carl Barat präsentiert sich anno 2015 von seiner künstlerischen Hochglanzseite. Gemeinsam überspringen die beiden jede noch so hohe Kritiker-Hürde mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht.

Die Libertines fahren alles auf. Dreckig versiffter Pup-Punk („Fury Of Chonbury“) geht auf Tuchfühlung mit Berührendem für die Arenen dieser Welt („Anthem For Doomed Youth“). Und zwischendurch setzen die Verantwortlichen immer wieder gezielte Zuckerguss-Nadelstiche à la „Iceman“, „You’re My Waterloo“ und „The Milkman’s Horse“.

Wer die Briten bereits abgeschrieben hatte, der wird sich dieser Tage so einiges anhören müssen. „Siehste! Hab ich dir doch gesagt“, wird wahrscheinlich noch das netteste sein. Aber, Kopf hoch! All die verbalen Ohrfeigen werden schließlich begleitet von Klängen, die den Großteil der diesjährigen Sound-Verwandtschaft spielend leicht in die Taschen stecken. Ergo: Alles halb so wild.

 

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