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Tame Impala – Live im Kesselhaus, Berlin

Über Sinn und Unsinn einer Lollapalooza-Warm-Up-Party, also einem Exklusiv-Gig für wenige Ticket-Gewinner und vielen eingeladenen Medien-Partnern, lässt sich streiten, insbesondere bei nicht annähernd gefülltem Publikumsbereich, aber gut gefüllter, Smalltalk-getränkter VIP-Area. Immerhin kam man an diesem Septemberabend in Berlin in den Genuss von Geräumigkeit bei einer Tame Impala-Show, ein Novum bei dieser Band.

Kevin Parkers psychedelisches Klangprojekt ist als Lollapalooza-Headliner einer der ganz großen Player im Indie-Musikbetrieb, mit einem, von der Kritik hochgelobten, Album-des-Jahres-Kandidaten in der Tasche, ging es zum Vorbereitungs-Gig vor einigen Hundert, bevor man sich vor den Zehntausenden beweisen muss.

Entsprechend locker und fluffig präsentierten sich Parker und sein Live-Quartett. Ungezwungene Feierabendstimmung allenthalben. Wuchtige High-End-Projektoren illuminieren, was bei diesem Neo-Psychedelia-Sound nicht fehlen darf, spacige LSD-Visuals. Und ja, der „Currents“-Kracher „Yes, I’m Changing“ zeigt es immer noch am deutlichsten an: Tame Impala sind keine Psych-Rock-Band mehr, im Sinne der famosen Black Angels, Tame Impala erkunden die Welten zwischen den Genres, Pop hier, Rock da, mit Synthie-Sounds, mit zeitlosen Melodien und mit ganz viel Falsett. Ob ein Daniel Snaith als Caribou oder Parker mit Tame Impala, der moderne Mann, so scheint es, singt, wenn er nicht gerade rapt, hoch und gefühlvoll.

Das weibliche Publikum hat Parker damit in jeden Fall auf seiner Seite, die Herren der Schöpfung, vor allem die mit den wichtigen Medienbändchen, sieht man häufiger an den Bars oder im Smalltalk. Dabei rocken Tame Impala eine sehr professionelle Dream-Pop-Show, der Bass ragt wohltuend heraus, die Synthies sind on point, die Gitarren nicht ganz, vor allem Parkers unaufgedröhnte Refrain-Gitarre hätte eine Hervorhebung vertragen können, dennoch ist der Sound insgesamt gut.

Dass neben der obligatorischen Fokussierung auf Songs vom aktuellen Album auch klug gewählter Platz für alte Songs, auch vom ersten der drei Tame Impala-Alben, gelassen wurde, trägt zum professionellen Eindruck Parkers und seiner Mannen bei. Wirklich gebraucht haben die einen Test-Gig für das neue Berliner Großfestival nicht, umso unbeschwerter machten sie sich im Kesselhaus ans Werk, mit kleinen Späßchen bei der Zugabe, mit ebenso obligatorischen Lobsprüchen auf das tolle Berlin.

Tame Impala haben das Kesselhaus nicht im Sturm genommen an diesem netten Feierabend, dafür war zu wenig Energie im Raum, indes ihre Schuld war es nicht. Sie sind zu Recht eine der Bands der Stunde.

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