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Nots – We Are Nots

In den USA ist “We Are Nots”, Debütalbum der coolen Girlgang Nots aus Memphis, Tennessee, schon vor über einem Jahr erschienen – jetzt, im November 2015 ist die Zeit endlich reif für die Veröffentlichung hierzulande. Und was soll man sagen? Die elf Tracks, verteilt auf 27 (!) Minuten klingen so dringend, drängend, druckvoll, dass die zwölfmonatige Verzögerung im Handstreich aufgeholt wird.

Natalie Hoffmann (Gitarre/Gesang), Charlotte Watson (Drums), Madison Farmer (Bass) und die als letzte zur Band gestoßene Keyboarderin Alexandra Eastburn brettern in Highspeed und bester Lo-Fi-Garagenpunk-Manier durch ihre Stücke, dass einem ganz schwindelig wird. Man ist beeindruckt von so viel musikgewordener Power, die sich aus handfestem Zorn speist. Hoffmann und ihre Kolleginnen werfen mit markanten keywords um sich, spucken die Worte nur so aus. “insect eyes”, “strange rage”, “reactor” – jedes Wort scheint ein dickes Ausrufezeichen zu tragen, Wut und Abscheu auf eine lahmarschige, spießige Gesellschaft spritzen aus jedem Ton.

In den Texten von Nots geht es um alltägliche Situationen, aber stets mit mysteriösen, unheimlichen Untertönen, siehe/höre “Insect Eyes”. Die Dinge sind nicht was sie scheinen, lässt sich hier frei nach David Lynch anmerken. Auch stupide Unterhaltungsmechanismen aus TV-Shows werden aufs Korn genommen (“Televangelist”, “Talk Show”), und manchmal endet alles in purem “White Noise”.

Mit ihrem unzumutbar langweiligen Boyfriend rechnet Natalie Hoffmann im 48 Sekunden kurzen “Get Along” schonungslos ab (“don’t act like you / and I would get along”), hier bleiben keine Fragen offen, lange rumdiskutieren wollen Nots jedenfalls nicht.

Nots sind keine dilettantische Haudrauf-Truppe, musikalisch ist bei dem Quartett einiges zu entdecken – trotz der halsbrecherischen Geschwindigkeit: Hoffmans Gitarre wird durch ordentlich Hall und Reverb gejagt, der Bass wummert äußerst elastisch, die Drums sind präzise und auf-den-Punkt.

Während bei vielen Punkbands Synthesizer nur ein Detail am Rande sind, spielt Alexandra Eastburn bei Nots eine entscheidende Rolle: Die Synthies sind immer präsent und öffnen dem sonst naturgemäß klanglich eingeschränkten Garagenpunk den Horizont in Richtung Pop – sofern man dieses knappe, don’t-mess-with-us-Statement namens “We Are Nots” als Pop bezeichnen will.

Nots setzen der rauen Punk-Ästhetik neue Highlights auf – auf Konzerte dieser Band darf man wirklich gespannt sein.

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