MusikBlog - Entdecke neue Musik

Eliot Sumner – Information – Adé Winterschlaf

Berühmter Vater (Sting, The Police), berühmte Mutter (Trudie Styler) – was für ein nerviger Einstieg ins Leben und musikalische Werk der ehemaligen Coco Sumner. Eliot Sumner kann mehr als nur die Reduzierung auf ihre Eltern, nämlich: Gitarre, Schlagzeug, Bass und darüber hinaus noch ganz prächtig singen. Und in der Hinsicht gibt es dann doch einen kaum überhörbaren musikalischen Berührungspunkt zwischen Vater und Tochter: Diese dunkle, leicht rauchige Stimme klingt unverkennbar nach Sting höchstpersönlich.

Nachdem Eliot Sumner Ende 2010 ihr erstes Studioalbum (“The Constant”) unter dem Band-Pseudonym I Blame Coco in den Äther geschickt hatte, wurde es ruhig um sie. Nicht zuletzt, um intensiv ihren Sound und sich selbst zu reflektieren. Gute fünf Jahre Winterschlaf später, haut Eliot Sumner uns nun mit “Information” ihr zweites Studioalbum – diesmal unter ihrem bürgerlichen Namen – sprichwörtlich um die Ohren; entstanden in einem riesigen Naturschutzgebiet in Englands Nordwesten, dem Lake District.

Zusammen mit dem Namen hat Eliot Sumner auch ihre Band personell ausgewechselt: Gitarrist Nick Benton, ihr alter Freund Jan Blumentrath am Synthesizer und Adam Gammage am Schlagzeug. Mit dem Produzenten Duncan Mills hat Sumner sich jemanden ins Boot geholt, der schon gemeinsame Sache mit The Vaccines, Spector und Crocodiles gemacht hat – wenn man es weiß, hört man es auch.

“Information” ist nicht unbedingt ein Konzeptalbum, jeder Song könnte auch als Single für sich alleine stehen. Was bleibt ist: Sumners markant-tiefe Stimme, die auf ausschweifende Electro-Pop-Arrangements trifft. Die einen lieben ihr Markenzeichen, die anderen vermuten dahinter eine helle Männerstimme – Denken in Dichotomien hat noch nie zu etwas geführt und schon gar nicht in der Musik!

Was neu ist: Krautrock-Einflüsse. An Epik hat “Information” viel zu bieten, beginnend mit dem Titelsong, der als zweiter Song der Platte schlappe sieben Minuten von Synthies und Streichern vorangetrieben wird und entspannt mit einem Instrumental-Teil beendet wird – muss man mögen oder auch nicht. Ist nämlich ein Trennungssong, mit wenig Herzschmerz, dafür mit Nicht-wahr-haben-wollen und Selbstzerstörung: “I need to know you’re thinking of me / I need to know you’re there / I need the information now / I got to know you care / Give me something that I can work with / Deliver me from the dark / Give me something that I can count on / But now you seem so far”.

“Dead Arms and Dead Legs”, Track Numero eins, kann zum Lieblingssong werden, wenn zu diesem Gefühl nicht erst “Information” beitragen wird. Ein Song über die Leere, die sich einstellt, wenn man Entscheidungen zu treffen hat, die man – gerade in Umbruchsphasen – nicht treffen mag. Der unentschlossene Roboter in uns.

“After Dark”, eine Hymne auf lange und vor allem durchzechte Nächte kann da inhaltlich punkten, wo die anderen einbüßen: Grenzenlosigkeit, Nicht-aufhören-können. “Firewood” lässt eher eine düstere, fast apokalyptische Stimmung frei: Nichts auf der Welt ist stetig, bloß temporär. “Species” hingegen sprüht einmal mehr vor Techno-Elementen.

“Information” trägt einen Sound, der vertraut wirkt und dennoch gerade genug Raum lässt für experimentelle Abschweifungen. Eliots selbsternannte Einflüsse: The Bad Seeds, die Krautrock-Pioniere Cluster und Faust sowie Kraftwerk. Der Sound wirkt fast motorisch, die Beats säuseln sich hypnotisch ins Ohr.

“Information” kommt noisig daher, mitunter ein Hauch von Industrial und Psychedelic, auf alle Fälle viel Einsatz von Drum-Machines und Snares. Eliot Sumners neue Platte klingt wie ein loderndes Feuer bei Wind: impulsiv, rauchig, durch die Luft zischende Gitarrensounds, dazwischen Eliot, neben neuartigen Songgefügen und ungeahnten Synthesizer-Klängen.

Facebook
Twitter

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke