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Promise And The Monster – Feed The Fire

Was gibt es eigentlich noch für Optionen, sich in Indie-Pop mit weiblicher Stimme in einem noch nicht besetzten Format auszuprobieren? Zeitreisen unternehmen und die Pop-Geschichte gegen den Strich bürsten und so die vor kurzem für einen einzigen Tag wiedervereinten ABBA zum Beispiel mit Gruftie-Pop kreuzen. Das dachte sich jedenfalls die Künstlerin Billie Lindahl alias Promise And The Monster. Mit der schwedischen Hitparade längst vergangener Dekaden hat das Ganze aber nichts zu tun, eher schweift der Sound in der typisch skandinavischen Melancholie gerecht.

Auf die stimmt einen bereits der Titeltrack ein, der als sanfter Dream-Pop im Akustik-Gewand beginnt, dann aber doch von opulenten Streichern Unterstützung bekommt. Die Label-Kollegen Beach House lassen grüßen. Und doch wirken die lethargischen Gitarren von Promise And The Monster noch eine Dimension lethargischer und erinnern somit eher an Daughter.

Die Zeitmaschine hingegen hat noch ihre Macken. Doch um ein Rework ging es ja ohnehin nie, allenfalls um stilistische Bezüge aus den Sechzigern. Die Schwedendisco sucht man in den Midtempo-Nummern zumindest vergebens. Abbaesk ist allenfalls der melodisch-simple Unterbau der Nummern und der Umstand, dass Lindahl tatsächlich so mädchenhaft unschuldig wie Agnetha Fältskog klingt. Und wie bei der ABBA-Sängerin wird auch Lindahl von ihrem Partner kräftig unterstützt. Love Martinsen hat “Feed The Fire” nicht nur produziert, sondern auch einige Instrumente eingespielt.

Und die sind deutlich aufwendiger eingespielt als noch auf dem Vorgänger “Red Tide”, der sich nicht von seinem Akustik-Schwerpunkt emanzipieren konnte und so an Experimentierbereitschaft einbüßte.  Daraus hat man gelernt. Stilvoll schwanken die Aufnahmen nun zwischen nebulösen Ambientskizzen (“Julingvallen”), minimalen Industrial-Ansätzen, treibendem Folk mit düsterem Anstrich, Gitarren im Twang-Modus und Bläsersequenzen (“Machines”), die vom “Kill Bill”-Soundtrack entlehnt sein könnten. Hin und wieder wird man nur das Gefühl nicht los, dass die Geste mitunter ein wenig zu artifiziell geraten ist.

Die hypnotische Gesamtatmosphäre kann sich durchaus mit der von Warpaint messen, auch wenn sich die Gitarren hier weniger rasant, kantig und eher im Hintergrund präsentieren. Gothic wird man Monster And The Promise immer noch nicht nennen. Auch wenn es dunkel und facettenreich beklemmend zugeht.

“Feed The Fire” ist somit das bisher einnehmendste Werk des Projekts. Das liegt vor allem an Lindahl, die ihre Stimme selbst im elfenhaften Falsett stoisch unterkühlt einzusetzen weiß. Jede Wette: Sie könnte selbst “Mamma Mia” in ein Schauerwerk verwandeln.

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