Das Duo hinter Me And My Drummer lernte sich im Theater kennen. Dort begann der zartbesaitete Indie-Pop von Charlotte Brandi und Matze Pröllochs, dessen Bühnenbild im Verlauf der Zeit mit Folk-Arrangements und dezentem Electronica ausstaffiert wurde. Auf dem 2012 erschienenen Album „The Hawk, The Beak, The Prey“ präsentierten sich die zwei zwar schon recht extrovertiert, doch so richtig schön Theatralik wagen sie erst jetzt.

Im sphärischen Opener „Lancelot“ klingt Brandi zwar noch wie eine Souffleuse – doch dann nimmt die Band langsam aber sicher Tempo auf. Das neue Material ist zwar keine Publikumsbeschimpfung geworden, doch der energetische, perkussiv unterfütterte Elektro-Pop von „Easy On Me“ und die folkrockigen Ausbrüche in „Blues Splinter View“ setzen neue Maßstäbe. Hier präsentieren sich Me And My Drummer in bisher noch ungewohnten Kostümen.

Von einer Neuerfindung zu sprechen, wäre allerdings übertrieben. Unschwer erkennt man viele Konstanten des Vorgängers wieder. Gleichzeitig trauen sich die beiden stilistisch in neues Terrain. Das liegt vor allem daran, dass die Multiinstrumentalistin Brandi nun auch viel häufiger zur Gitarre greift, die sie in unterschiedlichsten Modi einzusetzen weiß. Andererseits sollte auch erwähnt werden, dass die Gruppe an ihrem Debütnachfolger dreieinhalb Jahre saß. Genug Zeit für Generalproben gab es also.

Zweifellos outet sich die Gruppe als perfektionistisch. Doch der Kontrollwahn hat den Kompositionen nicht geschadet. Auch wenn es phasenweise ein wenig verkopft zugeht und man länger nach dem Esprit von früheren Stücken wie „You´re A Runner“ suchen muss.

Stücke wie „Grown Up Shape“ sind jedenfalls cleverer Indie-Pop, der gleich mehrere Akte und Stimmungsphasen durchläuft, ohne dabei zu abgehoben oder inszeniert zu wirken. Vor allem der Gesang von Brandi präsentiert sich in besagter Nummer klassischer, reifer als auch opulenter. Das erinnert wiederum an den gelungenen Spannungsaufbau, der schon das Erstlingswerk auszeichnete.

Der Intendant Olaf Opal (u.a. The Notwist), für den sich die beiden am Ende entschieden haben, musste wahrscheinlich nur wenig nachhelfen. Nur bei „Nuts“ hätte er noch einmal nachhaken müssen und mehr Regieanweisungen geben sollen. Hier ist der Dream-Pop des Berliner Teams ein wenig verkitscht und überzuckert worden.

Aber welches Publikum ist schon so unhöflich und verlässt ein Stück, nur weil wenige Minuten nicht dem ansonsten hohen Spielniveau entsprechen? „Love Is A Fridge“ ist eine mehr als souveräne Darstellung geworden. In einer gerechten Welt sollte es für Me And My Drummer Applaus regnen und ausverkaufte Säle geben. Auch deswegen, weil dieses Duo wirklich wie ein 10 Mann-starkes Ensemble spielt.

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