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Guerilla Toss – Eraser Stargazer – Chaostheorie ohne Theorie

Wenn es der Band um Sängerin Kassie Carlson darum ging, besonders schlecht mitsingbare Musik zu basteln, kann man nur anmerken: Mission erfüllt. Und trotzdem hat dieses Konglomerat aus Punk, Indierock und Electronica seinen Reiz ­­– dafür aber wenig mit dem sonstigen Output und Stil vom LCD Soundsystem-Label DFA Records gemeinsam, auf dem „Eraser Stargazer“ von Guerilla Toss nun erschienen ist.

Der Opener „Multibeast“ klingt stattdessen wie M.I.A. im Garage-Format. Das restliche Material schwankt unterhaltsam zwischen Probesession und arg gedehnten Synthies. Einheitlich klingt das Debüt allenfalls in seiner Heterogenität. Das einzige, worauf sich die Stücke verständigen können, ist Chaos. Und doch verspricht der Verzicht auf ein Programm, einen roten Faden, doch noch am ehesten das, was man sich von einer Haltung vorstellt.

Man kann das durchaus als „New Age Rage“ etikettieren. Oder einfach als konzepthafte Konzeptlosigkeit. In „Eraser Stargazer Forever“ verklebt die Band aus New York Grunge-Überreste mit knarzigen Funkriffs, obwohl die Snare am Anfang eigentlich Punk angekündigt hatte. „Perfume“ startet wiederum als Dance-Pop, bröckelt nach dem viel verheißendem Intro aber in Schrammel-Gitarren und altbackene Synthie-Loops zusammen.

Doch vieles bleibt jeweils nur angedeutet. Lediglich den Noise in „Big Brick“ hält die Band konstant aus. Guerilla Toss geht es um die Dekonstruktion. Dass die häufig ziemlich kantig und gitarrenzentriert ausgeführt wird, lässt diese eigenwillige Gruppe noch am ehesten dem Post-Punk zuordnen. Doch selbst der kriegt letzten Endes eine Absage. Dafür sind die Brüche zu abrupt als auch zu polyrhythmisch angelegt. Carlson ist dabei die klare Protagonistin des Kollektivs: Sie bündelt die DIY-Fetzen, kommandiert den Exzess, um ihn dann spontan wieder abzubrechen.

Ein Album, das klingt wie das B-Seiten-Material der Gorillaz, das der Band sogar selbst zu krass war. Songs, die teilweise die Vorstellung zulassen, dass Sonic Youth hier unter der Regie von Dan Deacon ein neues Album aufgenommen hätten.

Ein Brocken Songs, voll mit Koffeinschock. Nur eben ohne das Verwöhn-Aroma.

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