Ein Karrierestart wie aus dem Pop-Lehrbuch. Schon früh hatte Garret Borns alias Børns angefangen, Songs zu schreiben. Im Herbst 2014 veröffentlichte er seine erste EP. Neben Kritikerlob und volleren Konzerten, ließ „Candy“ auch eine Major Company hellhörig werden. Diese fackelte nicht lange und nahm ihn direkt unter Vertrag. Seitdem ist der 24-jährige nur noch auf Achse. Er spielte sich inzwischen durch die USA und Europa, trat in diversen Late Night-Shows vor Millionen von TV-Zuschauern auf und fand nebenbei auch noch Zeit, sein erstes Album „Dopamine“ aufzunehmen. Der clevere Mix aus Retroeinflüssen und aktuellen Produktionstechniken, gepaart mit Ohrwurmmelodien und markanter Falsettstimme, dürfte allerdings auch nicht dazu führen, dass sein Leben wieder ruhiger wird. Wir sprachen mit ihm über das Album, das Leben in einem Baumhaus, alte Playboy-Hefte, Taylor Swift und andere nette Sachen.
MusikBlog: Hi Garret! Muss eine spannende Sache sein, zum ersten Mal ein ganzes Album zu veröffentlichen.
Børns: Absolut! Das ist schon eine große Sache. Man kann sein erstes Album eben nur einmal rausbringen und es ist, als ob ein Traum wahr werden würde. Ich bin wirklich ziemlich aufgeregt. Wir sind mit den Songs auch schon eine ganze Weile auf Tour. Auch hier in Europa. Und auch, ohne dass das Publikum das Album schon kannte, haben wir großartige Resonanzen bekommen. Den Leuten hier scheinen die Songs gefallen zu haben. Jedenfalls sind sie gut mitgegangen.
MusikBlog: Dopamin ist ein Botenstoff der im Gehirn für Glücksgefühle sorgt und auch beim Verliebtsein eine große Rolle spielt. Wie sieht’s denn bei dir aus? Hast du im Moment noch Zeit für Liebe oder eine Beziehung?
Børns: Nicht wirklich! (lacht). Ehrlich gesagt, die einzige Art von Beziehung, für die ich im Moment Zeit habe, ist das Performen. Ich bin quasi jeden Tag in einer neuen Stadt. Es ist viel Arbeit. Aber im Moment zahlt es sich auch aus.
MusikBlog: Wo wir gerade schon beim Live-Spielen sind. Wenn man sich mal deinen Tourplan ansieht, dann bist du anscheinend ständig unterwegs.
Børns: Seit ich vor anderthalb Jahren meine erste EP rausgebracht habe, waren wir fast nonstop auf Tour. Wir haben sehr viel in den Staaten gespielt und hatten auch ein paar Auftritte in Late-Night Shows. Ich hatte bislang eigentlich noch gar keine Möglichkeit, mal Luft zu holen. Aber man muss eben am Ball bleiben. Immerhin habe ich es zwischendurch auch mal geschafft, meine Familie in Michigan zu besuchen.
MusikBlog: Wenn man dich ansieht, dann kann man sich schon vorstellen, dass Mädels bei dir gerne mal einen zweiten Blick riskieren. Wie ist deine bisherige Erfahrung? Landest du mit deinen Songs auch eher bei Frauen als bei Männern?
Børns: Hm, schwer zu sagen. Aber ich glaube schon, dass es bei den meisten Live-Shows einen sehr guten Mix aus Männern und Frauen gibt, was ich persönlich sehr cool finde. Das Album ist zwar einer Frau gewidmet, aber es ist mir natürlich am liebsten, wenn es sich jeder anhört. Egal ob Mann oder Frau.
MusikBlog: In deiner Biographie stolpert man schnell über einen netten Fakt. Du hast, nachdem du nach L.A. gekommen bist, längere Zeit in einem Baumhaus gelebt. Ist das wirklich so romantisch, wie man sich das vorstellt?
Børns: Es war das erste, was ich gefunden habe, als ich damals nach L.A. gezogen bin. Eigentlich war es mehr ein Gästehaus und weniger für einen längeren Aufenthalt gedacht. Aber irgendwie bin ich dann doch länger geblieben, als ich es vermutlich hätte tun sollen. Immerhin anderthalb Jahre. Ja, es war schon ein wirklich netter Ort. Sehr inspirierend. Draußen in den Canyons und ziemlich im Grünen.
MusikBlog: In dieser Zeit sind auch einige der Songs entstanden, die auf „Dopamine“ zu hören sind. Würdest du sagen, dass dieser Ort auch konkret einen Einfluss auf deine Musik hatte?
Børns: Ja, ich glaube schon. In L.A. gewesen zu sein, hatte definitiv einen Einfluss auf das Album. Es hat etwas von der Weite, die ich damals empfunden habe.
MusikBlog: Einen wichtigen Part bei den Aufnahmen von „Dopamine“ spielte auch dein Kumpel Tommy English, der das Album produziert hat. Wie wichtig war es, jemanden an der Seite zu haben, dem man hundertprozentig vertrauen kann?
Børns: Tommy und ich sind wirklich gute Freunde. Wir sind beide im mittleren Westen aufgewachsen. Seit ich vor drei Jahren nach Kalifornien gezogen bin, machen wir auch zusammen Musik. Im Studio haben wir eine wirklich gute Beziehung zueinander. Er hat denselben musikalischen Background wie ich. Er ist auch ein junger Typ. Wir sind fast gleichaltrig und haben jede Menge Spaß zusammen. Es ist einfach gut, dass er mit dabei ist.
MusikBlog: Dem Album lässt sich anhören, dass du auch ein großer Freund von Sechziger Jahre Bands wie den Beach Boys und den Bee Gees bist. Was fasziniert dich an ihnen am meisten?
Børns: Mir gefallen besonders die vielschichtigen Harmoniegesänge dieser Bands. Die sind immer noch ziemlich einzigartig.
MusikBlog: Eines deiner großen Vorbilder aus dieser Zeit ist Colin Blundstone, der Sänger der Zombies.
Børns: Ja, ich bin ein absoluter Fan von ihm. Seine Stimme und die Art, wie er Melodien singt, sind schon großartig. Er klingt immer so entspannt und absolut aufrichtig. Das ist es, was ich an ihm mag.
MusikBlog: Ein anderer Musiker, den du sehr schätzt ist David Bowie, der uns ja leider im Januar verlassen hat. Für ihn war auch immer die visuelle Präsentation seiner Musik ein wichtiges Element. Ist das bei dir genauso? Eine Prise Glam steckt ja auch in deiner Musik.
Børns: Definitiv! Besonders wenn man sich eine Live-Performance ansieht, will man auch etwas für das Auge bekommen. Und ich denke, wenn man öfters sein Outfit wechselt, unterstreicht das die Wirkung der Musik. Bowie hat das so unglaublich gut gemacht. Er hatte wirklich keine Angst und hat immer alles ausprobiert. Dadurch hat er immer noch einen großen Einfluss. Auch jetzt noch. Ich mag das. Er war ein absolut grandioser Musiker und Performer.
MusikBlog: Hast du jemanden, der dich beim Styling berät oder suchst du selber nach interessanten Klamotten?
Børns: Ich habe ein paar Freunde, die Stylisten sind. Sie kennen sich wirklich gut aus mit Vintage-Styling und Kleidung. Sie finden immer ein paar einzigartige Sachen für mich. Ziemlich abgefahrene Jacketts, Hosen und Hemden. Aber ich gehe auch selber ziemlich oft in Second Handshops. Also Vieles von dem, was ich anziehe, ist nicht neu.
MusikBlog: Die Promo-Legende besagt, dass die Texte einiger Songs auch durch ein paar alte Playboy-Hefte aus den Siebzigern inspiriert wurden, die dir bei den Aufnahmen zu „Dopamine“ in die Hände gefallen sind.
Børns: Im Studio lagen ein paar dieser alten Magazine rum und ich hab‘ ich immer wieder in ihnen rumgeblättert. Als ich die Stücke geschrieben hab, hatten so bestimmte Bilder und Wörter einen Einfluss auf die Texte und Stimmungen mancher Songs.
MusikBlog: Hast du den Eindruck, dass die Darstellung von Erotik in dieser Zeit anders war?
Børns: Ja, ich denke da ist schon ein ziemlicher Unterschied. Sie war damals nicht so grell und aufdringlich wie heute. Sie war künstlerischer. Ehrlicher, natürlicher und auch mehr sexy. Auch die Art, wie man sich damals in den Artikeln oder in der Werbung ausgedrückt hat, war schon ziemlich anders. Zum Beispiel die Worte, die man gebraucht hat. Das war manchmal fast schon poetisch. Mir gefällt so etwas.
MusikBlog: Hättest du gerne in den Sechziger oder Siebziger Jahren gelebt?
Børns: Ich mag diese Zeit zwar wirklich, aber wenn ich ehrlich bin, möchte ich nicht in ihnen nicht gelebt haben. (lacht) Mit gefällt’s eigentlich jetzt ganz gut.
MusikBlog: Dann mal zurück in die Jetztzeit. Letztes Jahr hat Taylor Swift deinen Song „Electric Love” auf Instagram gepostet und ihn als „instant classic“ bezeichnet. Bringt das wirklich den positiven Effekt, den man vermutet?
Børns: Sie hat im Internet eben wirklich eine Unmenge von Followern. Und klar, alles, was sie berührt wird deshalb auch zu Social Media Gold. (lacht). Es war definitiv ein netter, kleiner Boost für mich.
MusikBlog: Abschließende Frage. Gibt’s irgendwelche bestimmten Ziele, die du mit deiner Musik erreichen möchtest?
Børns: Ach, bislang habe ich nie sonderlich viel geplant. Ich lass es einfach laufen und guck mal, was sich noch so entwickelt.
MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.