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Cate Le Bon – Crab Day

Manchmal ist Musik einfach Mathematik. Minus mal minus ist plus, dachte sich Cate Le Bon: die erst ihre Gitarren schief verzerrt und dann mit Pippi-Lotti-Rist-Stimme dagegen ansingt.

Die Rechnung geht über die komplette Länge von „Crab Day“ auf: Was gerade noch schief war, wird durch neuerliche schiefe Töne wieder gerade gebogen. Manchmal dauert es zwei, drei Songs bis der Gegenimpuls kommt. Aber er kommt. Und das ist der Grund, warum „Crab Days“ ein brillantes Album ist, das sich in voller Länge zu hören lohnt.

Die 33-jährige Waliserin Cate Timothy ist auf einem Weiler aufgewachsen, ein Grüppchen aus grauen Höfen und Häuschen, kaum der Erwähnung wert und fast verwunderlich, dass er einen Namen hat: Penboyr.

In die Peripherie und die Frage nach der rätselhaften Existenz solcher Orte wie Penboyr entführt Cate Le Bon auf „Crab Days“ mit einfachen Mitteln: Der walisische Akzent, die irreführenden Melodien, die strukturlosen, eigensinnigen Titel.

Wie ein Freund, zu dem man nach Hause eingeladen wurde, öffnet sich Timothy dann vollends: „I want to cry into your mouth“, singt sie, als wäre das die normalste Sache der Welt. Es sind Absonderlichkeiten, die Cate Le Bon in einen vertrauten Kontext einbettet und sie dann gar nicht mehr so absonderlich wirken lässt.

Am Ende dann „What’s Not Mine“, eine knapp achtminütige Dada-Hymne mit gestampftem Beat, der fast schon heimliche Höhepunkt des Albums. Hier kostet Timothy dann völlig aus, worauf sie ihre Hörer die ganze Zeit vorbereitet hat: Exzess, Ekstase. Zumindest jene, die bis dahin drangeblieben sind.

Und dann ist es fast schon schade, dass sich der walisische Schimmer der Musik auf „Crab Day“ gar nicht mehr so unheimlich anfühlt.

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