Es war der 26. Oktober 1996 als der Indie-Rock-Sturm aufkam und die Grunge-Bewegung an Boden verlor. Die New Yorker Band Nada Surf betraten mit ihrem Debütalbum “High/Low” an diesem Tag das erste Mal europäisches Festland und ernteten großen Erfolg mit ihrem Mini-Hit “Popular”.
Unzählige Konzerte u.a. bei Rock am Ring (damals noch in Nürnberg) standen auf den Plan und die Fanbase wurde immer größer. 20 Jahre später sind die amerikanischen Indie-Rocker mit ein paar Falten, leicht ergrauten Haaren und ihrem aktuellen Album “You Know Who You Are” zurück, und spielen gestern nur einen Steinwurf von dem Ort entfernt, an dem sie das erste Mal auf deutsche Ohren stießen.
“Cold To See Clear”, die aktuelle Singleauskopplung, hat jetzt schon die Ambitionen, ein Klassiker zu werden und diente gestern als Opener für die fast ausverkaufte Show in der Münchner Muffathalle. Auch wenn man von Anfang an schon wusste, dass Eskalationen und Mosh-Pits definitiv nicht vorherrschend sein werden, lag schon nach dem Auftakt eine intime Atmosphäre in der Luft.
Nada Surf haben im Laufe der Jahre eine perfekte Balance erreicht und vereinen alle Elemente, die eine erfolgreiche Band ausmacht: einen sofort erkennbaren Sound, durchweg gutes Songwriting und Texte, bei denen Fans mitfühlen können. “I don’t mind if its raining / I don’t mind if its hard […] Whatever I do the airways they took me the radio radio made me / What can I do but dream” – es waren diese emotionalen Texte, die a gestrigen Abend den Puls der Zeit festlegten und zum Schwelgen und Lauschen verführten.
Die Setlist des Abends durchlief fast alle Alben, fühlte sich an wie eine Greatest-Hits-Platte, aber vernachlässigte nie die Vorstellung von “You Know Who You Are”. Und in der Tat fügen sich “Friend Hospital”, “New Bird” und “Animal” perfekt in die Songliste ein und lassen an die Bestzeiten Nada Surfs erinnern.
Sätze wie “Ah. Ein neuer Song. Ich gehe schnell auf Toilette” oder “Ich hole mal Bier.” musste man nicht sagen, denn die neuen Songs sind gut – sehr gut sogar! Matthew Caws spiegelte das auf der Bühne auch wider. Wenn er mit dem Publikum sprach, schaute er ein bisschen schüchtern drein, doch wenn es um seine Arbeit, seine Texte und ihrer Bedeutung geht, dann blühte er auf und offenbarte alles – fast so wie auf einem Beichtstuhl.
Es ist ziemlich schwierig, auf solch einem Konzert die Highlights herauszupicken, doch “Inside Of Love”, “Hyperspace”, “Always Love” und “Blankest Year” sind an diesem Abend die Songs mit dem größten Zuspruch. Das Publikum kennt die Lieder und singt teilweise auch mit.
Besonders „Inside Of Love“ ist bekannter als jedes andere Lied von Nada Surf. In unzähligen Filmen und Serien hörte man schon diesen Songs und somit lag die vertraute Melodie auch dem ein oder anderen Neuling im Kopf. “Do you want to dance?”, fragte Caws das Publikum dazu und stimmte ein gemeinsames Schunkeln an.
Nada Surf haben gestern wieder eindrucksvoll bewiesen, dass sie im Indie-Rock-Olymp ganz weit oben mitmischen.