Fake Church music meets neo metal drone – Tim Hecker ist zurück! Und mit ihm eine Wall of Sound, die sich für Gelegenheitshörer so unüberwindbar präsentiert wie die Steiger Nordwand für Bergsteiger-Greenhorns.
Es dauert keine zwei Minuten, da fühlt man sich bereits wie auf einer Schwerelosreise durch Raum und Zeit. Zwischen sperrigen Klangklötzen aus Noise, Ambient und Sci Fi-Pop schieben sich immer wieder Melodien in den Vordergrund, die kurzzeitig für Bodenhaftung sorgen.
Sekunden später hat die kanadische E-Musik-Ausnahmeerscheinung seine narkotisierte Gefolgschaft aber schon wieder am Wickel. Mit Kirchenorgeln, sphärischen Gitarrenklängen und diversen Schlagwerksounds beamt sich Tim Hecker mit seinen beiden Helfern Jóhann Jóhannson und Ben Frost in Richtung Milchstraße.
Einzelne Songs besonders hervorzuheben, macht nur wenig Sinn. Hier gehört irgendwie alles zusammen, auch wenn es anfänglich so scheint, als würde man hier krampfhaft versuchen mit dem Runden ins Eckige zu gelangen.
Heckers Trips durch Musikwelten fernab der Norm sind große Kunst. Sicher, die Masse sollte hier eher die Finger von lassen. Für Freunde skurriler Klangabzweige hingegen präsentiert sich „Love Streams“ wie das perfekte Dinner. Vom Appetizer bis zum Nachtisch zergeht hier alles auf der Zunge: mal feurig scharf, mal zuckersüß.
Und ist man satt, steigt man wieder zurück in die Kapsel, schließt die Türen, sichert die Gurte und drückt ein paar Knöpfe. Man lässt sich wieder treiben. Goodbye Welt! Mal gucken, was das Universum hinter den Wolken bereithält. Und ab dafür. Zisch und weg!