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Car Seat Headrest – Teens Of Denial

Unglaubliche elf Alben nahm Will Toledo mit seiner Schöpfung Car Seat Headrest bereits via Bandcamp auf, bevor er, durch Hinzuziehen von Ethan Ives und Andrew Katz zum Trio gewachsen, im letzten Jahr mit „Teens Of Style“ auf Matador eine Werkschau daraus veröffentlichte. Die klangen zwar etwas gebügelter als seine DIY-Recordings, gaben aber einen ziemlich genauen Überblick, was den jungen Mann aus dem Washington/Seattle Dunstkreis musikalisch bisher umtrieb.

Mit „Teens Of Denial“ erscheint jetzt das erste vollwertiges Album von Car Seat Headrest als Band auf dem Label. Wenn unter den professionellen Produktionsbedingungen auch ein wenig der kratzige Charme der Vergangenheit gelitten hat, klingt das Ganze trotzdem so frisch, als hätte die Combo die Indie-Rock Pflanze kräftig gewässert, woran auch die Unterstützung von Produzenten Legende Steve Fisk (u.a. Low, Soundgarden) ihren Anteil hat.

Alles, was ihm in seiner Adoleszentenzeit an musikalischer Sozialisierung um die Ohren pfiff, findet sich in der Musik des Will Toledo wieder. Da gibt es Weezer, Pavement, Mudhoney, das Songwriting erinnert in einigen Momenten wohlig an Billy Corgan auf dem Höhepunkt seines Schaffens mit den Smashing Pumpkins.

Wenn der Einsteiger „Fill In The Blank“ die Gitarre quengeln lässt, der Bass dazu brummt und das Schlagzeug los scheppert, beginnt eine groovende Fahrt durch das Sound-Universum der Amerikaner. Fette Riffs, Punk-Attitüde, Garage, perfekt getimte Breaks, Akustisches und Bläser – hier gibt es nur die besten Zutaten. Will Toledo lebt dabei sein Faible für die große Pop Hook-Line ebenso aus wie die Liebe zum hymnischen Drive eines Club-Krachers.

In den Songs dreht es sich um die Irrungen („Unforgiving Girl (She`s Not An)“) und Wirrungen (“Drunk Drivers/Killer Whales“) des sich wandelnden neuronalen Netz im Kopf vom Teenagern bis zur Viertellebenskrise junger Erwachsener.

Vertrackt vorgetragen, ohne dabei verdrießlich zu klingen, dürfte vom sich-überflüssig-fühlen auf der Schul-Disse über die After-Party Depression bis hin zum Abistreich nicht nur bei Hörern in Toledos Altersgruppe Parallelen finden lassen.

Wenn so viel erzählt werden will, muss auf eine Platte auch viel drauf. Zwölf Tracks finden sich auf „Teens Of Denial“, die meisten knacken die fünf Minuten Marke. Einige, wie „The Ballad Of The Costa Concordia“ beweisen epische Breite. Die braucht es auch, um hier die Geschichte des Egomanen am Steuerrad in ein Hangover zu projizieren und damit vom Kampf des Einzelnen gegen die Windräder der Gesellschaft zu berichten.

So lang wie manche Stücke sind, haben andere Namen: „(Joe Gets Kicket Out Of School)For Using Drugs (With Friends But Says This Isn`t A Problem)“ – schließlich verdient dieses, wie jedes andere Thema des Album-Protagonisten Joe aka Will Toledo, eine umfängliche Plattform.

Ohne sich mit dieser Behauptung zu weit aus dem Fenster zu lehnen, dürfte „Teens Of Denial“ eines der herausragenden Indie-Werke des Jahres sein.

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