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James Blake – The Colour In Anything

Hold my beer. Da warten alle Musikconnoisseure ganz kaufgeregt auf den unmittelbar bevorstehenden Radiohead-Drop, und einer ihrer legitimen Nachfolger in Sachen Qualität, Relevanz und Einflussnahme prescht mit dem Übernacht-Release seines dritten Albums dazwischen.

James Blake, der Meister der Leere, der Rhythmus neuen Sinn gebende Genreverschieber, hat nach drei Jahren mit „The Colour In Anything“ seinen Nachfolger der gefeierten Werke „Overgrown“ (2013) und „James Blake“ (2011) veröffentlicht.

Monumental ist es geworden, 17 Stücke stark. Und natürlich ist nach zwei derart eigenständigen und unnachahmlichen Alben relativ klar abgesteckt, was man erwarten kann, von diesem Künstler, der eine Musik erschafft, die ihresgleichen sucht, also im besten Wortsinne inkommensurabel ist.

Mit Post-Dubstep, mit Experimental R&B, mit Electronic Neo-Soul versuchte man einzufangen, zu klammern und zu benennen, was das für neuartige Musik ist, welche Anfang der Zehnerjahre ein neues Kapitel im Pop aufschlug und die nicht nur mit Pop-Acts wie FKA Twigs immer konsensfähiger wird.

Blake, da macht „The Colour In Anything“ keine Ausnahme, dehnt nicht allein Töne, Stimmungen, Sequenzen. Blake dehnt den Raum und erschafft so ein nach wie vor faszinierend neuartiges Klangerlebnis. Bei ihm sind Samples nicht einfach Puzzleteile einer Melodie, sie werden surreales Instrument, Zeit zu verändern, zumeist zu dehnen. Nicht von ungefähr kommt Blake auf lange 75 Minuten.

Das Piano und die Beatmaschinen, sie sind hier nicht wohl platzierte Parts eines runden Sounds, unverwechselbar werden sie zu einem Gebilde – einem, welches durch Blakes singulären Gesang Vollendung findet.

Über Blakes Gesang und seine Funktionsverschiebung hin zu einem reinen Instrument ist viel geschrieben worden. Inzwischen reicht es fast zu versichern: Keiner singt wie er. Die Reise, die auf „The Colour In Anything“ begangen wird, ist keine einfache, doch seine stimmliche Präsenz trägt durch alle Facetten wie ein sicheres Boot.

Vielleicht ist Blakes drittes Album so etwas wie eine Formvollendung, der Abschluss einer Entwicklung, die mit dem Debüt vor fünf Jahren begann. Ein archimedischer Körper voller Ecken und Flächen, die Klang, die Rhythmus  betörend neu justieren.

Dass da Bon Iver, Frank Ocean und Rick Rubin ihre Finger mit im Spiel hatten, dass „Always“, „Noise Above Hour Heads“ oder „Put That Away And Talk To Me“ herausragend schöne Klangaliens sind: Einzelheiten verschwimmen bei James Blake vor dem Hintergrund, dass hier große Popmusik endlich wieder auch große Kunst sein darf.

Das Mäkeln, es sterben die letzten wahren Musikerlegenden und das Heutzutage habe nur Biebers, Wests und Beyonces zu bieten, es ist wahrhaft kurzsichtig und vergangenheitsverklärend. Hier ist die Zukunft.

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