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Noel Gallagher ist ein lustiger Zeitgenosse – Augustines im Interview

Berührungsängste kennen die Augustines nicht. Wenn die New Yorker Indierocker die Bühne entern, dann werden gängige Live-Konventionen nur allzu gerne über Bord geworfen. So kommt es nicht selten vor, dass sich die Band irgendwann in Richtung Publikum verabschiedet und mitten in der Menge weiterspielt. Leidenschaft und Energie spielen also eine große Rolle im Universum von Billy McCarthy, Eric Sanderson und Rob Allen. Letzteren trafen wir kurz vor der Veröffentlichung des neuen Studioalbums “This Is Your Life” zum Interview. Wir sprachen mit dem Drummer über Noel Gallagher, Albumproduktionshöhepunkte und Fußball.

MusikBlog: Rob, ihr wart vor kurzem zusammen mit Noel Gallagher auf Tour. Es heißt ja, der Oasis-Founder sei ein recht launischer Zeitgenosse. Kannst du das bestätigen?

Rob Allen: Er ist ein lustiger Zeitgenosse. So viel steht fest. (lacht) Ich meine, wir hatten jetzt nicht allzu viel mit ihm zu tun. Dafür war auf den Konzerten einfach zu viel los. Aber wenn wir ihn dann mal getroffen haben, hatte er stets ein Lächeln im Gesicht und einen witzigen Spruch auf den Lippen. Schlechtgelaunt haben wir ihn nie angetroffen.

MusikBlog: Habt ihr während der Shows bereits Songs vom neuen Album angetestet?

Rob Allen: Oh ja. Das waren gute Gelegenheiten um ein paar neue Sachen zu spielen. Die Leute haben auch großartig reagiert. Die Songs scheinen ihnen gefallen zu haben. Das macht uns natürlich sehr froh.

MusikBlog: Ist das Spielen von neuen Songs das i-Tüpfelchen eines Produktionsprozesses?

Rob Allen: Es gehört definitiv zu den Highlights. Aber es gibt so viele Höhepunkte während der Produktion eines neuen Albums. Das geht schon mit den ersten Song-Skizzen los. Wenn man gemeinsam im Proberaum hockt und sich die ersten Refrains entfalten: Das hat schon was. Die Aufnahmen im Studio sind auch aufregend. Überall wird geschraubt und getüftelt. Man will ja das perfekte Paket schnüren. Dann ist man fertig und konfrontiert zunächst die Presse mit dem neuen Material. Und dann kommt das Album raus. Man geht dann auf Tour und stellt die neuen Sachen den Fans vor. Das ist dann sozusagen der Nachtisch. (lacht)

MusikBlog: Wie ein 5-Sterne-Menü.

Rob Allen: Genau. (lacht) Nur eben eins, das nicht satt macht. Es macht eher süchtig. Man will immer mehr.

MusikBlog: Ihr seid eine sehr intensive und emotionale Band, die sich nicht davor scheut mit den Fans auf Tuchfühlung zu gehen. Vor zwei Jahren habt ihr Hoffnungen aller Art mit euren Anhängern geteilt. Auf welchem inhaltlichen Fundament bettet sich euer neues Album “This Your Life”?

Rob Allen: Das neue Album beschäftigt sich vielen Dingen. Zum einen gibt es einige Songs, in denen wir Internes verarbeiten. Zwei Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Da passiert unheimlich viel. Man ist auf Tour. Dann ist man wieder daheim. Dann hält man neue Ideen fest, geht ins Studio und nimmt auf. Während dieser Zeit saugt man viele neue Erlebnisse und Erfahrungen auf. Auf der anderen Seite ist da aber auch der Blick nach draußen. Was passiert gerade in der Welt? Wie entwickelt sich die Gesellschaft? Ist jedem bewusst, was um ihn herum passiert? Lebt jeder sein Leben? Auf dem neuen Album beschäftigen wir uns mit diesen Fragen.

MusikBlog: Wie sieht’s mit Antworten aus?

Rob Allen: Auf viele Fragen gibt es noch keine Antworten. Aber es ist wichtig, dass überhaupt erst einmal Fragen gestellt werden – Fragen, die das Bewusstsein schärfen. Das ist der Anfang. Antworten kommen irgendwann automatisch.

MusikBlog: Habt ihr denn das Gefühl, dass momentan zu selten Fragen gestellt werden?

Rob Allen: Alle sind bemüht. Jeder will, dass die Welt ein besserer Ort wird. Aber nur Wenige marschieren vorneweg. Es ist höchste Zeit, Dinge in die Hand zu nehmen. Jede Veränderung beginnt mit einer Frage. Man muss sie nur stellen.

MusikBlog: Hierzulande werden gerade viele wichtige Grundsatzfragen von einem bevorstehenden Sport-Großereignis in den Hintergrund gerückt. Die Rede ist von der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Gerechtfertigte vier Wochen des Luftholens?

Rob Allen: Ablenkung ist wichtig, keine Frage. Im Dunkel braucht man auch immer wieder ein Licht. Ich hoffe, dass alles friedlich verläuft und die vielen Menschen, die sich für die EM interessieren mit einem gestärkten Miteinander-Gefühl in den Alltag zurückkehren. Sport und Musik sind Dinge, die verbinden.

MusikBlog: Mir kam zu Ohren, dass auch du zu den Fußballverrückten zählst. Wer wird denn Europameister?

Rob Allen: Das ist schwer zu sagen. Es gibt derzeit unheimlich viele Mannschaften, die auf dem gleichen Niveau agieren. Aufgrund der Aufstockung der Teams gibt es aber auch viele Wundertüten. Mannschaften wie Island, Albanien oder Rumänien kann ich nicht einschätzen. Es könnte also auch Überraschungen geben. Die großen Nationen sollten sich jedenfalls nicht zu sicher sein.

MusikBlog: Ich habe ja vor allem die Belgier und die Franzosen auf dem Schirm.

Rob Allen: Ja, das sind gute Teams. Die Belgier werden aber nicht weit kommen. Wenn es hart auf hart kommt, knicken sie meist ein. Deutschland wird eine große Rolle spielen. Und die Engländer sollte man auf dem Radar haben. Die haben endlich wieder eine hungrige und talentierte Truppe am Start. Wir werden sehen.

MusikBlog: Ja, das werden wir. Vielleicht telefonieren wir in vier Wochen noch einmal. Dann sind wir schlauer.

Rob Allen: Auf jeden Fall. (lacht)

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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