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Spring King – Tell Me If You Like To

Der Tod des Indie-Rocks wurde mittlerweile schon mehrfach deklamiert. Man kennt die Argumentation: Power-Chords werden von den Nörglern als plump und monoton abgetan und die üblichen Gitarrenriffs, an denen man sich bereits satt gehört hat, könnten kaum noch das Mindestmaß an Innovation einhalten.

Ganz abgesehen davon, dass kulturkritische Stimmen zudem betonen, dass allein schon der “Indie”-Begriff seine eigentliche Bedeutung verloren hätte. Die lege nämlich darin begründet, den Majors den Kampf anzusagen, ganz unabhängig vom Genre.

Hand aufs Herz: Diese pessimistische Einschätzung ist nicht ganz umplausibel. Und seit dem vergangenen Jahr hat sich tatsächlich eher wenig anspruchsvolles Gitarrenmaterial präsentiert, die eher halbherzigen Aufnahmen der Libertines oder seitens diverser Nebenprojekte von Sparks und Franz Ferdinand mitgezählt.

Zugegeben, auch Spring King werden den Indie-Rock nicht retten können. In Bezug auf die vorgeführten Punkte gilt das in gleich zweifacher Hinsicht: Ihr Debüt erscheint auf dem ehemaligen Independent-Label Island und auch ihr staubig-energetischer Garage-Stil, der teilweise an die Midtempo-Nummern der Arctic Monkeys erinnert, erfindet das Rad nicht neu.

Doch die Spielfreude, die das Quartett aus Manchester auf “Tell Me If You Like To” demonstriert, könnte zumindest ein Heilmittel gegen die Tristesse und das Dilemma vom zeitgenössischen Indie-Rock sein. Jedenfalls kann man es dem Gespann nur zugute halten, dass die zehn Stücke sowohl ohne Zusatz elektronischer Zusätze auskommen, als hier auch kein großes UK-Klassiker-Epigonentum betrieben wird. Anders gesagt: Spring King klingen weder nostalgisch noch geschichtsvergessen.

Denn während die A-Seite mit dem recht simplen Opener “City” noch in typisch britischer Manier im Modus großflächig aufgefahrener Gitarren denkt, wirken die Arrangements auf der zweiten Seite auffallend abseitiger und weniger vorhersehbar.

So zum Beispiel beim intelligent reduzierten und verhallt aufgenommenen “Take Me Away”, den verspielten Synthie-Hooks auf “Rectifier” und dem Free-Jazz-Saxophon-Part in “Who Are You?”. Kein Widerspruch: Auf dem Facebook-Profil gibt sich die Band sowohl als Fan von Jazz-Legende Chet Baker als auch von den staubig-kantigen Gitarrenklängen der Black Lies aus.

Was die junge Gruppe von eher uninspirierten Britpop-Adaptionen wie zuletzt Catfish And The Bottlemen unterscheidet, ist neben Gitarren-Referenzen amerikanischer Prägung vor allem ein Hauch Post-Punk, der den an sich hit-verdächtigen Ansätzen immer wieder eine Noise-Note überstülpt und Kurzweiligkeit so geschickt verhindert.

Das kann aber auch am besonders umtriebigen Schlagzeug von Bandleader Tarek Musa liegen, das selbst den Gitarren die Show spielt und stets für das gewisse Etwas sorgt. Generell eher eine rare Angelegenheit: Bei Spring King singt der Drummer die Songs.

“Tell Me If You Like This” ist eine Platte geworden, die durchaus Akzente in Sachen Indie-Rock zu setzen weiß. Über die Frage, ob der überhaupt noch lebt oder nicht, haben Musa und Co. vermutlich kaum diskutiert. Und damit alles richtig gemacht.

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