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Ed Harcourt – Furnaces

Ist „Furnaces“ das Album voller böser Songs, welches Ed Harcourt einst angekündigt hat? Jedenfalls handelt diese Platte vom „Weinen, Ficken und Kämpfen“ sagt er und hat damit nicht die schlechtesten Voraussetzungen für eine derartige Song-Kollektion im Gepäck.

Der Mann, der trotz früher Mercury-Prize Nominierung sein musikalisches Netzwerk lieber im Schatten als im Licht medialer Aufmerksamkeit knüpfte, hat in sein siebentes, diesmal auf einem Major veröffentlichtes, Album viel Schatten aber auch ausreichend Licht gepackt.

Die gemeinsam mit Produzenten-Legende Flood vollendeten Aufnahmen tragen eine urwüchsige Kraft in sich, um die sich filigrane Melodien winden und durchaus den von ihm eingangs genannten drei Verben zugeordnet werden können.

“Intro” zu Beginn trägt eine dysphorische Melange aus den Widrigkeiten des Daseins in sich, auch „The World Is On Fire“ im Anschluss macht keinen Hehl daraus, dass um uns herum derzeit mehr als die das Album betitelnde Öfen brennen.

Musikalisch ähnelt das, was in diesem Track passiert ein wenig an die Kompositionen eines Konstantin Gropper: durch kontrolliertes Anschwellen von Lautstärke und Intensität, vollendet durch den hellen Background Gesang, gibt dieses Stück dem Thema den angemessenen Pathos.

Es wird schneller, „Loup Garou“ beschreibt den Werwolf, den nicht auslöschbaren Selbsterhaltungstrieb, der uns trotz des Zustands der Welt rastlos nach dem Ausweg suchen lässt. Die nervöse Unruhe, die dem Stück inneliegt wird später auch „There Is A Light Below“ begleiten.

Spätestens ab dem Titeltrack zieht Harcourt alle Register, voluminöse Bläser treiben das Stück vorwärts, schaurige Drums unterlegen die Riffs, „Keep It Burning Baby“ singt er dazu mit dem Glauben, dass Niederbrennen Platz für Neues schafft und uns nicht in „Nothing But A Bad Trip“ verharren lässt.

Die dunkle Energie, die sich im Verlauf von „Dionysus“ aus dem mit Streichern unterlegten Pianothema formt, und – begleitet von militärischen Trommeln – in donnernden Gitarren mündet, lässt mit durchdringender Intensität ahnen, welchen Einfluss Nine Inch Nails auf Ed Harcourts Songwriting hatten und haben.

Seine Stimme zeigt sich wandlungsfähig, variiert zwischen und während der Songs, wirkt mal klar, leidet in ersticktem Flüstern oder klingt mal kratzig wie Tom Waits, einem weiteren seiner musikalischen role models.

Hypnotisch ergreifend das gefühlvolle „You Give Me More Than Love“, beinahe leichtfüßig die Akkorde von „Occupational Hazard“, soulig zeigt sich “Immoral”, hymnischen Power-Pop bietet „The Last Of Your Kind“ – zwölf wohl aufeinander abgestimmte Stücke lassen scharfkantige wie weiche Momente von „Furnaces“ ineinanderfließen.

Wenn am Ende „Antarctica“ wie ein majestätischer Eisberg  davongleitet, scheint sicher: solange es solche Musik gibt, ist der Ofen noch nicht aus.

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