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Motion Graphics – Motion Graphics

Inspiration ist überall: Für Joe Williams, seines Zeichens Mastermind hinter Motion Graphics, kam sie diesmal unter anderem in Form der Hintergrundmusik digitaler Menüs.

Mit der Biographie des New Yorkers im Hinterkopf klingt das gleich nur noch halb so seltsam: Unter dem Namen White Williams frickelt und manipuliert der notorische Elektroniktüftler bereits seit 2005 an Sounds jeglicher Couleur herum. Dass so jemand selbst das Klanggewaber eines DVD-Auswahlmenüs irgendwie anders wahrnimmt als der Normalverbraucher leuchtet ein.

Gefrickelt und manipuliert wird auch auf dem selbstbetitelten Debüt seines neuen Projekts wieder nach Herzenslust. Im Gegensatz zu den eher retropoppigen Ambitionen von White Williams geht der Blick auf „Motion Graphics“ aber stracks in Richtung Zukunft: Die neuen Songs layern Klangschnipsel, Glitches, Synthesizer und Electrobeats zu futuristisch anmutenden Soundkonstrukten.

Die Inspirationsquellen aus dem Alltag hört man Songs wie „Anywhere“ dabei tatsächlich an: In diesem speziellen Fall liegt ein Marimba-Sound zugrunde, der deutlich an Benachrichtigungstöne eines Smartphones erinnert. Um dieses Sample herum baut Williams aus Naturgeräuschen, gläsernen Synth-Flächen und weiteren Klangschnipseln dann eine eigenständige Klangwelt auf.

Dieses Kompositionsprinzip zieht sich durch das gesamte Album und schlägt sich auch in Songtiteln wie „Minecraft Mosaic“ nieder: Kurze Klangfragmente werden in eine künstlich erzeugte Umgebung gesetzt, wo sie sich zumeist sehr wohl fühlen.

Zum Großteil besteht „Motion Graphics“ aus solchen experimentellen, dabei aber meist stark rhythmisch geprägten (und manchmal – wie in „Houzzfunktion – sogar uneingeschränkt tanzbaren) Collagen.

Wenn Wiliams dem Ganzen seinen immer leicht verträumten Gesang hinzufügt, funktionieren Tracks wie „Mezzotint Gliss“, wo unter anderem das Tippen auf einer Tastatur, Saxofontriller und Vokalchöre verfremdet und zusammenmixt werden, aber auch als schlüssige Electropop-Stücke.

Vor allem im Opener „Lense“ geht gekonnte Soundalchemie idealtypisch einher mit einer Vorliebe für klassische Songstrukturen und unverhohlener Melodieliebe.

„Motion Graphics“ ist damit für Freunde leicht abwegiger Elektronik ebenso interessant, wie für Popliebhaber auf der Suche nach dem etwas Spezielleren.

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