Freunde der jüngeren Archive-Vergangenheit ziehen dieser Tage verdutzt die Augenbrauen zusammen. Mit ihrem zehnten Studioalben „The False Foundation“ reduzieren die Londoner Electronica-Heroen um Dave Pen und Pollard Berrier nämlich nahezu sämtliche Trademarks auf ein Minimum.

Statt psychedelischer Bombast-Arien erwarten den Hörer anno 2016 sanfte Sequencer-Tupfer, entspannt pulsierende Beats aus dem Drum-Computer und zwei Stimmen, die sich geschmeidig und bezirzend aus den Boxen schälen.

Sicher, mit dem auf zwei galoppierenden Casio-Tönen pumpenden Titeltrack und dem nicht minder hibbeligen „Stay Tribal“ zeigen Archive der neuen Generation, dass sie in puncto Energie, Tempo und Spielwitz noch lange nicht zum alten Eisen gehören.

Aber das eigentliche Grundgerüst von „The False Foundation“ bettet sich auf einem hauchzarten Minimal-Fundament. Spätestens, wenn die Briten das experimentelle Sound-Wunder „Driving In Nails“ in die Freiheit verabschieden, wird unter dem Kapitel der Vergangenheit ein in Klang gegossener Schlussstrich gezogen.

Mit ihrem Jubiläums-Album erfinden sich Archive für all jene neu, die die Band erst in den letzten Jahren in ihr Herz geschlossen haben. Die neu hinzugewonnene Anhängerschaft schüttelt sich aber nur kurz. Schlussendlich liegt auch sie der vermeintlich fundamentalen Sound-Metamorphose zu Füßen, die bei allen Eingefleischten wohlige Erinnerungen an pointierte Ende-der-Neunziger-Momente weckt.

Damals kamen Archive nämlich schon einmal mit Zuckerbrot statt Peitsche um die Ecke. Zumindest phasenweise. Auch ich erinnere mich an jene Jahre. Und so hebe ich mein Glas. Auf die guten alten Zeiten.

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