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Nils Bech – Echo

Nils Bech und seine Musik irgendwie greifen zu wollen, gleicht einer Unmöglichkeit. Der norwegische Musiker, Schauspieler und Performance-Künstler baut auf „Echo“ zum vierten Mal auf Albumlänge an einer Definition von Pop, die bisweilen beinahe außerirdisch anmutet.

Seine Songs sind geprägt von elektronischen Synth-Flächen, über denen Bech sich mit seiner Tenorstimme austobt. Der klassische Stimmfach-Begriff ist hier völlig bewusst gewählt:

Nicht selten erinnert das Timbre des ausgebildeten klassischen Sängers deutlich an Opernarien oder Kunstlieder – nur dass im Hintergrund seiner Songs eben kein Orchester erklingt, sondern eine Auswahl an seltsamen Electronica-Sounds.

Auf „Echo“ arbeitete Bech erstmals mit dem Beatbastler und Produzenten Drippin’ zusammen, was sich vor allem in einer gestiegenen Relevanz pulsierender Beats niederschlägt.

Der Opener „Waiting“ und das anschließende „Too Little Too Late“ führen direkt zu Beginn eindrucksvoll vor, was dabei herauskommt, wenn gläserne Elektronik und eine beinahe schwerelose Stimme auf krachende Rhythmen treffen: ein akustischer Scherbenhaufen.

Der bringt Nils Bech in guten Momenten Glück: „Please Stay“ eröffnet mit einem Beatgewitter, das er mit seiner Stimme zu beruhigen scheint wie ein aufgebrachtes Tier.

„Jealousy“ nutzt seine Stimme über weite Strecken wie ein Instrument und schafft in Verbindung mit zerhackten Beats einen zum Titel passenden, beunruhigenden Klang, der emotional zu packen weiß.

Vor allem in ruhigen Passagen wird „Echo“ aber stellenweise zur Geduldsprobe: „A Sudden Sickness“ etwa widmet ausgiebigen lyrischen Selbstreflexionen zu langsamen Klavierklängen und Ambient-Flächen beinahe sechseinhalb Minuten.

Dass Bechs Texte in ihrer Direktheit gelegentlich knapp an Plattheit vorbeischrammen („I texted you but still there is no reply“ singt er in „Glimpse Of Hope“), macht es nicht unbedingt einfacher, sich auf „Echo“ ganz einzulassen.

Wer dem Album Zeit gibt, bekommt dafür ein vermutlich ziemlich einzigartiges, entrücktes Hörerlebnis.

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