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The Lemon Twigs – Do Hollywood

Brian und Michael D´Addario haben vermutlich in der Plattenkiste ihrer Eltern gewühlt. Anders kann man sich nicht erklären, wie ein 17- und 19-jähriger Junge so einen Retro-Sound basteln können.

“Do Hollywood” ist eine Hommage an den übertriebenen Pathos von Freddie Mercury, verbeugt sich vor dem Melodie-Reichtum der Beatles (zumindest deren infantiler Phase) und erinnert ebenso an den euphorischen Hippie-Sound der Sechziger.

Kurz gesagt: Die Brüder interessieren sich für Musik, mit der sie an der High School den Outsider-Status sicher haben dürften. Schon die Gitarren auf dem Opener erinnern an die Eagles und auch im weiteren Verlauf schüttelt das Duo mit einer bestechenden Leichtigkeit Referenzen aus dem Ärmel, von dem ihre Mitschüler noch nie gehört haben dürften.

“Haroomata” hingegen wirkt dank ungezügelter Tempowechsel eher nach verspielter Zirkusmusik, während “These Words” mit seinem Wechsel zwischen Pathos und albernen Zwischenarrangements an die wendige Verwandlungskunst der großen Queen-Klassiker anzuspielen scheint. Besonders gefühlvoll inszenieren sich die Knaben auch auf der Piano-Ballade “How Lucky I Am”.

Wer das Projekt vorschnell als Retro-Klamauk abtut, sollte aber bedenken, dass gute Nachahmung gelernt sein will. Zudem dienen die alten Klassiker der Gruppe sowieso mehr als kreative Spielwiese und Probierfeld. Ob sie es wollen oder nicht, in “Baby Baby” hat sich auch eine Spur Neo-Soul eingeschlichen. 

Nicht selten arten die Adaptionen von The Lemon Twigs aus und verlieren den roten Faden. Ein unterhaltsamer Ansatz, der an die quirligen und kauzigen Entwürfe von Foxygen erinnert, die wiederum mehr in Psychedelica-Pfaden unterwegs sind. 

Apropos Psychedelic: “Lucy In The Sky With Diamonds” dürfte der Beatles-Lieblingstitel von den Brüdern sein, Pilzkopf-LP-Favorit eindeutig “Sgt. Pepper´s Lonely Hearts Club Band”.

Und doch sind Wahnsinn und Exzess auf “Do Hollywood” noch eine Spur zu diszipliniert. Das liegt auch an der aalglatten Produktion. Und vermutlich daran, dass Mama und Papa bei den Aufnahmen auch mal nach dem Rechten sehen wollten.

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