Die Definition von unprätentiös stand da gestern Abend auf der kleinen Berliner Bühne des BiNuu. Dabei ist der Indie-Blues-Rock der Wave Pictures im bescheidenen Rahmen geneigten Connaisseuren längst ein Begriff.

Das 1998 in englischer Provinzialität gegründete, aber schon Ewigkeiten in London beheimatete Trio bringt seit einer Dekade über diverse Indie-Labels feinsten Blues mit hörbar britischem Einschlag unter die Weinschwenker.

Und zwar mit einer beeindruckenden Regelmäßigkeit: Letzten Monat das aktuelle Werk „Bamboo Diner In The Rain“; zu Beginn des Jahres der album-gewordene Akustikausflug „A Season In Hull“; im letzten Jahr das Kollaborationswerk mit Tausendsassa Billy Childish „Great Big Flamingo Burning Moon“; 2013 gar ihr ziemlich famoses Doppelalbum „City Forgiveness“ und das Tribut-Album „The Songs Of Jason Molina“ in einem Kalenderjahr.

Dennoch stehen David Tattersall, Franic Rozycki und Jonny Helm frei von jeglicher je vorgekommener Musiker- und Performer-Attitüde auf der Bühne und versprühen eine Nähe und knilchige Kumpelei als wären sie jene Lehrerkollegium-Band, welche zur Weihnachtsfeier groß aufspielen darf mit ihren Led Zep-Coverversionen.

Der Charme der Wave Pictures, das Gegenteil von Unnahbarkeit, steckt sowohl in ihrer Musik als auch ihrer Performance. Entsprechend ist das Publikum sofort angesteckt von den Sympathie-Vibes eines Blues-Rock, der nicht breitbeinig alles ficken will, was nicht bei drei auf dem Baum ist, sondern der in seiner verletzlichen Fragilität Gemeinschaftlichkeit und Verbindung sucht. Zärtlicher und schüchterner als bei Tattersall wurde allergrößtes Blues-Solo-Gegniedel noch nie aus einer Gitarre geschrubbt.

Das macht einen Blues-Abend mit den Wave Pictures zu einem besonderen. Rock, der alte Advokat des jugendlichen Sex-Drangs, erfährt bei den Wave Pictures eine ganz andere Dimension.

Eine so schöne, dass man sogar zweimal zur Zugabe erscheinen muss, um dem Publikum gebührend zu danken, das der Band so frenetisch dankte.

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