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Der Ringer – Soft Kill

Im Vorfeld mit viel Kredit ausgestattet und eine der am meisten erwähnten Bands auf MusikBlog, bringen Der Ringer ihr Debütalbum an den Start. „Soft Kill“ heißt die Platte und die Hamburger zahlen bis zum letzten Cent zurück.

Das Quintett veröffentlicht Musik bereits seit 2013, im letzten Jahr erschien ihre „Glücklich“ EP in Eigenregie. Nun der Schritt zu Staatsakt und damit zu dem Label, bei dem in jüngerer Vergangenheit bereit Isolation Berlin und Friends of Gas im Profil weiter an Schärfe gewannen.

Das gelingt auch den Männern um Frontmann und Sänger Jannik Schneider. Wenn zu Beginn „Orbit“ sich auch mit dem Charme des großen Indie-1×1 ins Ohr schmeichelt: Stilistisch festnageln lassen sich die Fünf, sich selbst als Soft Punks bezeichnend, nach wie vor nicht. Ihr Sound bewegt sich zwischen flächigen Keyboards, starken Basslinien, NDW-Überbleibseln, Deutsch-Rock und Noise-Ausbrüchen, dazu jetzt jede Menge Autotune für den Gesang.

„Soft Kill“ umweht beständig Kühle. So sehr die Synthies in „Soma“ auch jubilieren: vorher schon nicht als euphorisierend bekannt, manövrieren sich Der Ringer durch ein Labyrinth aus „Mikroskop“ischer Selbstbetrachtung und Orientierungslosigkeit des Individuums im technisierten Lebensraum.

So verblüffend einfach manchmal die Reime, so viel Aufmerksamkeit verlangt es, um die verkopften Anliegen der Lyrics zu entschlüsseln.

Mit dem zweiten Track, „Apparat“, begibt man sich als humanoides Treibholz in den Datenfluss, wo echte Gefühle durch Emojis ersetzt und Distanz als Form von Nähe begriffen wird.

Vor diesem Hintergrund bleibt auch der Rest von „Soft Kill“ in kaltes Licht getaucht, welches nicht nur in „Frost“ wenig Platz für Optimismus lässt, hier dem eigenen Versagen im lebensfeindlichen Umfeld durch Winterschlaf zu entgehen versucht.

Doch Aufgeben gilt nicht, schließlich ist Ringen Kampfsport. Bis zum Zerbersten wirbt das krachige „Knochenbrecher“ gegen das Scheitern. Zur Wehr setzen gegen das schwarze Loch Zeitgeist bedeutet in „Violence“, sich mit Laserkanonen ausgerüstet gegen maschinenähnliche Wesen auf das Konfrontationslevel zu schießen.

Eine Geisterstimme eröffnet das Schlusswort „Ohnmacht“. Der Ringer lässt Tasten und Gitarren freien Lauf, verschwindet in Zeit und Raum.

“Soft Kill” wird polarisieren. Was kein Grund ist, die Band in Hipsternähe einzunorden. Dafür fehlt den 10 Songs nicht nur der Bart.

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