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Julien Baker – Sprained Ankle

Wenn eine Fender Telecaster gepaart mit einer Ausnahmestimme die endgültige Musik bedeuten würde, hätte nach Jeff Buckleys „Grace“ nichts mehr kommen dürfen. Alle wissen, so war es nicht, und so wird es wohl auch nie sein. Und doch zerrt eine 21 Jahre junge US-Amerikanerin mit ihrem Debütalbum mal eben das Gefühl der Endgültigkeit zurück ins Rampenlicht.

Julien Baker aus Memphis, Tennessee zelebriert auf „Sprainend Ankle“ solch betörend schöne Singer/Songwriter-Kunst, dass man trotz der sparsamen Zutaten aus sanftem Fingerpicking und einer einzigartigen Gesangstimme den Eindruck bekommt, noch mehr kann Musik gar nicht leisten können.

In „Blacktop“ oder „Brittle Bond“ ist diese Kombination an der Oberfläche von solch gebrechlicher Schönheit, dass ein Grashüpfer alles zum Einsturz bringen könnte. Der Titel des Albums spielt mit diesem Bild und seinen eigenen angeknacksten Knochen.

Darunter schlummern die dicksten Fundamente, aus denen Emotionen gemacht sind. Von graumelierter Sehnsucht bis zu trotziger Hoffnung. Fundamente, die jedem Orkan standhalten, und die Baker mühelos durch ihre Verlustangst in „Something“ tragen – eines dieser Stücke, das tatsächlich wunderbar auf „Grace“ gepasst hätte.

Dass ihr Gitarrenspiel dabei sogar selten besondere Virtuosität verlangt, ist kein Makel, sondern Talent. In „Everybody Does“ nimmt die Stimme alles und jeden im Alleingang ein. Das puristische, geradlinige Downstrumming der Akkorde ist hier lediglich Mittel zum Zweck, der Rest mindestens so gut wie in Tegan And Saras bedeutsamsten Momenten.

„Sprainend Ankle“ ist in den USA bereits 2015 erschienen. In der Zwischenzeit hat Julien Baker eine Seven-Inch mit den Songs „Funeral Pyre“ und „Distant Solar Systems“ aufgenommen. Beide Stücke sind erneut erste Singer/Songwriter-Wahl und der nun hierzulande erschienenen Vinyl-Pressung des Albums beigelegt – ein Grund mehr für dieses altmodische Medium.

Weil aber nicht jeder zwei volle Jahre auf diese Platte warten musste, liegt ihr die Indie-Welt schon seit längerem zu Füßen. Death Cab For Cutie, Conor Oberst oder Belle And Sebastian – alle wollten Baker in ihr Vorprogramm packen. Tendenz steigend.

Man darf darauf wetten: Von dieser Frau ist künftig noch einiges zu erwarten.

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