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Claire – Tides – keine Kompromisse

Nach ihrer Gründung 2012 landeten Claire mit ihrer EP „Games“ einen Plattenvertrag bei Island/Universal. Kurze Zeit später folgte das von allen Seiten zu Recht gefeierte Debüt-Album „The Great Escape“, das den Siegeszug der Newcomer krönte. Auf dem Höhepunkt des Erfolgs dann der Rückschlag:

Kurz vor ihrem Konzert in London im September 2014 wird ihr Tourbus mitsamt Equipment gestohlen. Danach gab die 5-köpfige Elektro-Pop-Band aus München sechs Monate lang keine Konzerte – keine Auftritte, kein Geld für neue Instrumente. Doch Claire hatte Glück im Unglück: Die Instrumente wurden in Litauen wiedergefunden. Diese Erfahrung verarbeiteten sie bereits in einem 30-minütigen Kurzfilm inklusive EP „Raseiniai“ – benannt nach der litauischen Stadt, in der das ‚Wunder‘ geschah.

Bei ihrer neuen Platte „Tides“ verbindet Claire die guten und die schlechten Zeiten: Die Band knüpft an den früheren Erfolg an und wagt gleichzeitig einen Neuanfang. Wie Phönix aus der Asche hat sie Kraft aus der schwierigen Phase gezogen und in die neue Platte gesteckt. Das Album ist in vielerlei Hinsicht extremer als sein Vorgänger. Hier werden keine Kompromisse gemacht.

Ruhige Songs wie „Come Close“ geben sich dem langsameren Rhythmus hin und setzen auf klare Vocals und zurückhaltende Hintergrund-Beats. Dass hier keine halben Sachen gemacht werden, zeigen aber auch schnellere Titel wie „Friendly Fire“. Der Song wurde bereits vorab veröffentlicht und beweist, dass Claire noch immer über ein absolutes Ohrwurmpotenzial verfügt.

Insgesamt ist „Tides“ – trotz der leiseren Stücke – unheimlich tanzbar. Passend zu den langsam steigenden Temperaturen kann hier mit gutem Gewissen aufgedreht werden. Claire kombiniert Gesang, Gitarre und Schlagzeug mit originellen und abwechslungsreichen Beats – wie etwa in „Back To Shore“. Auch dabei zeigt sich das neu gewonnene Selbstbewusstsein der Band. Sie hat den digitalen Rechner-Sound durch analoge Synths ersetzt, die sich organisch in die poppige Soundkulisse einfügen.

Einen Kontrast zu den unbeschwerten Elektro-Pop-Beats bilden die emotionalen Lyrics, die man hinter der fröhlich-leichten Klangfassade gar nicht vermuten würde. In „Tides“ wird die Beziehung zweier Menschen beleuchtet. Mit einer erstaunlichen Ehrlichkeit beschreibt Claire komplexe Gefühle, die durch die lockeren Sounds leichter verdaulich erscheinen. Liebeskummer, Schmerz und Ängste können einfach weggetanzt werden.

Claires Kompromisslosigkeit und Mut machen „Tides“ zu einem starken Album, das so gut wie alles zu bieten hat: Tanzbare Nummern, die zum Laut-Aufdrehen animieren; ruhigere Titel, die zum Träumen einladen; ehrliche Lyrics, die durch ihre Emotionalität punkten und analoge Beats, die zusammen mit den Instrumenten für einen ausgewogenen und starken Klang sorgen.

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