MusikBlog - Entdecke neue Musik

Love A – Nichts ist neu – Einen Schritt Weiter

Ist alles schon verloren, oder braucht es Love A, um jeden Zweifel zu beseitigen? Am Ende ihres vierten Albums ist man der Resignation nicht nur noch näher, sondern schon einen Schritt weiter. Auf der gelassenen Seite der Hoffnungslosigkeit.

Mit dem guten Gewissen, in der Köln-Trierer Band einen „Partner in Crime“ zu haben, wie sie es in „Verlieren“ nennen, sind sie vor allem gnadenlos schonungslos: „Am Ende des Tages sind wir alle gefickt“ und „Man gewöhnt sich daran, immer zu verlieren.“

„Nichts Ist Neu“ ist luguber und dämmergrau. In seiner Anti-Haltung gegen jede Biedermeierei schaffen Love A eine direkte Verbindung zu Fehlfarben, die 1980 mit „Monarchie und Alltag“ eine ähnliche, punkig wave-rockige Tristesse malten.

Songs wie „Unkraut“ haben dann auch diese 80er Note, die schon damals rein gar nichts mit Neuer Deutscher Welle zu tun haben wollte, und trotzdem fälschlicherweise oft genug dazu gerechnet wurde.

Seit Love As Debüt „Eigentlich“ aus 2011 pflanzt die Band messerscharfe Sätze in die Köpfe von Punks und derer, die mal Punk waren – in Sound und Attitüde irgendwo zwischen Turbostaat und Tocotronic.

Und seit dem großartigen Vorgänger „Jagd Und Hund“ nimmt die Band auch mal Tempo raus und schielt etwa im tollen „100.000 Stühle leer“ zaghaft aber geschickt Richtung Pop.

Sänger und Texter Jörkk Mechenbier ist nicht mehr ganz so giftig wie zu Beginn seiner Karriere, weil – und das ist die Kernaussage der neuen Platte – das eh alles nichts bringt.

„Wir ham gesagt, dass es uns traurig macht/ Ham gesagt, dass es uns stört/ Ham gesagt, so kann’s nicht weitergehen/ Niemand hat auf uns gehört.“ singt er in „War Klar“. Seine Texte gehören noch immer zu den besten Punk-Lyrics der Gegenwart und bohren inzwischen nur noch tiefer die fehlgezündeten Hirnströme an.

Der große Unterschied zu den meisten anderen Künstlern aus der deutschsprachigen Punk-Ecke steckt bei Love A in ihrer klugen, reflexiven Selbstkritik und –Ironie. Missstände und menschliches Versagen beschreiben sie so mittelbar, dass sie selten explizite Anklagen formulieren müssen – und sie schließen sich fast immer selbst mit ein.

„Es ändert sich so gar nichts/ Und es macht alles keinen Sinn/ Und ich änder mich so gar nicht/ weil das überhaupt nichts bringt.“ Neben Klez.es „Desintergration“ ist „Nichts Ist Neu“ die beste Post-Punk-Platte, die 2017 hierzulande aufgenommen wurde und sehr weit weg von der nächsten Spassfabrik.

Facebook
Twitter

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke