Das FM4 Frequency ist seit Jahren eines der ganz großen Festivals in Österreich – wenn nicht sogar im deutschsprachigen Raum. Jedes Jahr versammeln sich in St. Pölten mehr als 160.000 Musikliebhaber, um auf drei Bühnen Topacts wie Beck (2003), Foo Fighters (2005) oder Foals (2016) zu feiern.

Auch dieses Jahr wurde wieder ein sattes Line Up geboten. Den Opener des Festivals machten am Dienstag Kytes. Die vier Musiker aus München beeindruckten die schon zahlreich vor der Bühne erschienenen Zuschauer. Leichter Indie-Pop, gepaart mit bayrischem Charme – das kam sichtlich an. Trotz der frühen Festivalstunde war die Stimmung super.

The Offspring sind wahrlich eine Band der Superlative – weltweit haben sie bis dato über 35 Millionen Alben verkauft, unzählige Touren haben sie in alle Ecken dieser Erde gebracht. Und auch beim Frequency zeigten sich die alteingesessenen Fans vor der Bühne. Mosh-Pits, Wall of Death (auch wenn diese ausdrücklich verboten war), Crowdsurfing und fliegendes Bier – alles war dabei. Die Highlights für die Festivalbesucher waren natürlich “Pretty Fly (For a White Guy)” und “Self Esteem”. Doch mit dem Cover “Seven Nation Army” von den White Stripes hatten die Jungs um Dexter Holland wirklich alle auf ihrer Seite.

Den Abschluss machte das Elektro-Trio Moderat. Erst Anfang des Jahres kündigte die Kombo aus Modeselektor und Apparat eine lange Pause ab September 2017 an. Dementsprechend war die Space-Stage rappelvoll. Jeder wollte nochmal einen Blick auf das Trio erhaschen und zu Songs wie “A New Error”, “Les Grandes Marches” oder “Bad Kingdom” feiern. Am Ende legten Moderat einen grandiosen und noch lange nachdröhnenden Abschied aus Österreich auf die Bühne.

Am Mittwoch dominierten fast nur zwei Gesprächsthemen: Spielen Cypress Hill “Insane In The Brain” und wie schafft man es, bei Bilderbuch in der ersten Reihe zu stehen? Auf die erste Frage gab es am späten Abend die Antwort: ja! B-Real, Sen Dog und DJ Muggs sind fast 20 Jahren im Geschäft und haben nichts verlernt. Noch immer haben die drei Musiker aus Los Angeles Lust auf Festivals und Konzerten – das spürte man definitiv.

Die Professionalität stimmte, das ganze Konzert war von vorn bis hinten durchgeplant. Jeder Übergang, jeder Move und jede Textzeile passte messerscharf. „Rock Superstar“, „How I Could Just Kill A Man“, „We Ain’t Going Out Like That“, „Lick A Shot“ und eben „Insane In The Brain“ wurden mit einer Selbstsicherheit runter geprügelt, dass man eigentlich nicht mehr gehen wollte.

Doch gegen Ende von Cypress Hill wurde es plötzlich leerer. Man erahnte schnell, dass gerade die zweite Frage des Tages beantwortet werden musste: Kommt man in die erste Reihe bei Bilderbuch? Schon eine halbe Stunde vor dem Auftritt der Lokalmatadoren wurde es extrem voll vor der Space Stage. Jeder wollte so nah wie möglich dabei sein.

Dann ging es los: “I <3 Stress” – es gibt kaum einen Opener, der die Situation vor der Bühne besser hätte erklären können. Und spätestens als die Zeile “Ich komm’ zu spät […] Hurry up, boy!” nur leise zu einem drang, wusste man, dass man ganz hinten steht. Doch dies machte nach wenigen Sekunden nichts mehr aus. Denn die Band um Maurice Ernst nutze den Andrang perfekt. Ein kurzes Aufputschen der Fans und der Rest war ein Kinderspiel.

“sneakers4free” und “Schick Schock” folgten und die Menge vor der Bühne sang jedes Wort mit. Überhaupt merkt man Bilderbuch an, dass sie nicht erst seit ein paar Jahren auf der Bühne stehen – schon seit zehn Jahren gibt es die Band! Mit dem Publikum wurde so agiert, dass nichts gelangweilt oder gekünstelt rüberkam.

„Heute sind Touristen da, also schreit’s mir ja!“ – keine Sekunde später stieg der Schallpegel. Zum Schluss gab es dann die restliche Packung: “Maschin” und “Bungalow” standen auf dem Programm. Falls davor noch irgendjemand still stand, nun war dies endgültig vorbei. Der Staub flog in die Luft und die Fans wurde immer nasser vom Schweiß, trotz mittlerweile einsetzendem Regen. Bilderbuch waren und bleiben immer ein super Tagesabschluss!

Am Donnerstag, dem letzten Festivaltag, wurde es wieder ein bisschen deutschlastiger. Samy Deluxe, 257ERS, Jennifer Rostock und Kraftklub zeigten, dass sie sich locker mit dem “Vortagessieger” Bilderbuch messen können.

Gegen Schluss des FM4 Frequency gab es nochmal internationale Präsenz. Den Anfang machen Mumford & Sons. “This is my kind of day, motherfucker!”, schrie Marcus Mumford in die Masse an Menschen. “Let’s have a dance, shall we?”. Und viele wollten. Wenn einer mit Folk auf der ganzen Welt Erfolg hat, dann ist es definitiv Mumford & Sons. “Blind Leading the Blind”, “Little Lion Man”, “Awake My Soul” oder “I Will Wait” sind seit Jahren Dauerbrenner auf vielen Playlisten. Dementsprechend konnten vielen mitsingen und sich im Chor mit Frontmann Marcus ergänzen. Doch die ganze Klasse merkte man den vier Briten nicht an. Teilweise wirkte die Darbietung und die Stimmung der Mumfords etwas zäh.

Dann kam aber noch einer, und dieser räumte richtig ab: Wiz Khalifa. Der US-Rapper versammelte als letzter Act alle Zuschauer vor der Bühne. Mit spartanischem Bandaufgebot zeigte der 29-jährige aus North Dakota, dass er mit Songs wie “See You Again”, “Black and Yellow” oder “We Dem Boyz” in der oberen Spitze des HipHop angesiedelt ist.

Alles passte wieder mal: das Wetter, die Menschen und die Musik. Nächstes Jahr gerne wieder!

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