Ich mag Titel, bei denen man direkt weiß, worum es geht. Das gilt für Bücher, Filme und natürlich auch für Musik. Susanne Sundførs neue Platte „Music For People In Trouble“ gehört genau in diese Kategorie.
Als ich einen Blick auf meinen Schreibtisch werfe, auf dem sich Zettelberge, To-Do-Listen und Post-Its stapeln, fühle ich mich direkt noch ein wenig mehr von ihrem Album angesprochen. „Music For People In Trouble“ erscheint mir als musikalische Untermalung gerade äußerst passend – das geht vermutlich vielen so.
Es ist bereits das siebte Album der Norwegerin und wird von vielen Seiten als ihr bis dato persönlichstes Werk gehandelt. Seinen Ursprung hat es in Sundførs transkontinentaler Reise, die sie von Nordkorea bis hin zum Amazonas führte. Dabei war sie nicht nur auf der Suche nach Kraft und innerer Balance, sondern machte es sich auch zur Aufgabe, die zahlreichen Kontraste – seien es politische, kulturelle oder andere – genau wahrzunehmen.
Auf der Platte wechseln sich Songs ab, die mal der eigenen Innenwelt und Gefühlen, mal der Umwelt gewidmet sind. Der Titel „Undercover“ ist zum Beispiel eine idealtypische Herzschmerz-Ballade. Hier führt ein gebrochenes Herz zu einer doch sehr pessimistischen Sicht auf die Liebe:
“They’ll kiss you in the evening, devils in disguise, and
love you till the morning then vanish before your eyes”
Doch gleichzeitig zeugt Sundførs sehnsuchtsvolle, fordernde Stimme von dem starken Wunsch nach Liebe und Geborgenheit. In „The Sound Of War“ braucht es dank rauschendem Wasser und dem Singen, Pfeifen und Zirpen exotischer Vögel und Insekten nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, man befinde sich im Dschungel am Amazonas.
Susanne Sundfør spielt in ihrem Album aber nicht nur mit dem Kontrast von Innen- und Außenwelt, sondern auch mit unterschiedlichen Klangkonzepten. Neben klassischen Singer-Songwriter-Balladen stehen experimentelle Songs wie etwa der Titeltrack, dessen Beginn mit Industrial-Sounds stark an eine Kunstperformance erinnert.
Im Zentrum von „Music For People In Trouble“ stehen trotz experimenteller Klänge vor allem Sundførs kraftvolle Stimme und ihre akustische Gitarre. Indem sie weniger auf Technik setzt, wollte sie sich wieder mehr als Musikerin fühlen. Und tatsächlich kommt ihre Stimme in dem zurückhaltenderen Synthie-Setting perfekt zum Ausdruck.
Möchte man sich musikalischer Verweise bedienen, ließe sich die Scheibe vermutlich folgendermaßen beschreiben: Der Mix aus akustischen und elektronischen Elementen lässt sie wie das gemeinsame Kind von Bon Iver, Lykke Li und Lana Del Rey klingen, ohne dabei die persönliche Note von Susanne Sundfør zu verlieren.
Für Menschen mit Schwierigkeiten, die sich auch für ihr Leben eine passende Hintergrundmusik wünschen.