Die kühle Melancholie des Nordens eingehüllt in eine musikalische 80s-Pop-Wärmedecke: Die beiden Anna Of The North-Protagonisten Brady Daniell-Smith und Namensgeberin Anna Lotterud versuchen sich auf ihrem Debütalbum an einem Brückenschlag zwischen dem verträumten Synthie-Spirit einer längst verblichenen Fönwelle-trifft-auf-Bundfaltenhose-Dekade und der betäubenden Lagerfeuer-Romantik der Gegenwart.
Trotz der durchweg stimmigen Sound-Melange aus kühl und kalt will das norwegische Eis aber nicht so richtig schmelzen. Wie kantenlose Soundtrack-Puzzleteile für narkotisierende Stunden im Ärztewartezimmer dümpeln wahlweise im Laufschritt- oder Stillstand-Modus präsentierte Kuschelpopper à la „Moving On“, „Lovers“ und „Always“ vor sich hin.
Hängenbleiben will hier so gut wie gar nichts. „Fire“ kommt mit eingestreuten Chören und galoppierenden Beats noch am ehesten aus den Puschen. Der Rest bittet zur Bettruhe.
Die Produktion hat Hand und Fuß, keine Frage. Annas Stimme vermag es, selbst einen ausgewachsenen Eisbären in einen Kuschel-Teddy zu verwandeln. Auch die Keyboard-Flächen, der alles ummantelnde Hall und die monoton pumpenden Rhythmen aus der Maschine ergeben ein homogenes Sound-Gesamtbild.
In puncto Atmosphäre und Energie jedoch hecheln hier nur laue Lüftchen durch die Boxen. Melodien vom Reißbrett treffen auf Klangwelten aus der Elektro-Antike.
Die tierliebe Anna und ihr Buddy Brady meinen es sicherlich nur gut. Aber „Lovers“, die sich – umgeben vom Debüt-Material des Duos – auf kuschelige Stunden der Zweisamkeit freuen, verabschieden sich bereits ins Land der Träume, noch ehe alle Klamotten ausgezogen sind.