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Kojaque – Town’s Dead

Jede Stadt hat Licht- und Schattenseiten, die zu einer Hassliebe führen können. Für den Rapper Kojaque, zum Beispiel, trifft das auf sein heimisches Dublin zu und deswegen widmet er ihr sein Debütalbum „Town’s Dead“.

Schon in seiner Debüt-EP„Deli Daydreams“ hat Kojaque sein Faible für Konzept-Releases angedeutet. War es damals noch die detailliert aufgezeigte Arbeitswoche eines Deli-Mitarbeiters, ist es jetzt die Sicht auf die ganze Dubliner Gesellschaft.

Kojaque – bürgerlich Kevin Smith – hat genug vom grenzenlosen Wachstum. Wie in vielen Metropolen steigen auch in der irischen Hauptstadt die Mieten ins Unermessliche und die alteingesessenen Bürger*innen müssen in heruntergekommenen Buden hausen oder werden aus der Stadt verdrängt.

Die Gentrifizierung ist ein immer wieder aufkommendes Motiv in „Town’s Dead“. Auch im Titeltrack spielt sie eine zentrale Rolle:

„You could be the big shot around campus/ Help gentrify the flats to the Hamptons/ You could try the house share, try renting/ Bit of money for the landlord’s pension/ Heads are gonna roll soon, no warning/ My town’s not dead it’s just dormant“.

Genauso wird die suboptimale Wohnsituation in „Shmelly“ beschrieben: „Can’t afford the rent where my ma done raised me/ In the box room till the box push daisies“.

Kojaques Frust ist deutlich herauszuhören. Dabei beweist er in den meisten der 16 Lieder aber auch Galgenhumor oder gibt den persönlichen Dramen, die er in Dublin erlebt hat, Raum. So thematisiert er in „No Hands“ die Depression und den Tod seines Vaters und sein zwiegespaltenes Verhältnis zur katholischen Kirche.

Die Beats, die den MC durch das Album führen, sind dabei genauso vielfältig wie seine Vocal-Skills: Von rockigen Sounds im Titeltrack (inklusive Sample von dem Song „Going Norway” seiner Landsmänner Girl Band), über Trap-Nummern wie „That Deep“ zu den jazzy Tracks „Black Sheep Part I“ und „Sex N’ Drugs”.

Die heutzutage genre-mäßig obligatorische Stimmbearbeitung via Autotune darf auch nicht fehlen und schmückt „Rover“ und „Coming Up“.

Kevin Smith ist mit seiner energiegeladenen Performance, seiner Sozialkritik und Wortgewandtheit die irische Antwort auf Slowthai. Letztendlich ist „Town’s Dead“ ein fast so beeindruckendes Debüt, wie „Nothing Great About Britain“ seines englischen Counterparts aus 2019.

„Town’s Dead“ ist ein Weckruf für eine geliebte Stadt, die nicht mehr länger untätig dem Abgrund entgegen driften soll. Kojaque geht mit gutem Beispiel voran und zeigt, dass zumindest in Sachen Rap noch einiges an Potential in Dublin schlummert.

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