„A Sky Without Stars“. Auf die Lichtverschmutzung macht uns ELIZA mit ihrem zweiten Album aufmerksam. Den missionarischen Eifer einer Greta Thunberg legt die Londoner Künstlerin nicht an den Tag, aber dass man in den Großstädten nachts keine Sterne mehr am Himmel sieht, stört ihre romantische Ader doch.
Die Menschen wachrütteln und für Veränderung sorgen, ist ELIZA ein Anliegen. Sie selbst hat sich, zumindest musikalisch, ja auch einer Veränderung unterzogen. So wurde 2017 aus der Mainstream Sängerin Eliza Doolittle die soulige ELIZA.
Diesem Sound bleibt sie sich auch beim neuesten Werk „A Sky Without Stars“ treu. Ihre Stimme, so zaghaft wie fein, umgarnt Lo-Fi Spielereien wie den Opener „Straight Talker“.
Pulsierend rollende Beats auf surrenden, schwingenden Saiten gehen über in R&B, wenn „A Tear For The Dreadful“ anklopft. Eine Prise Neo-Soul auf schiebenden Drums erinnern nicht umsonst an die 90er und im speziellen an Aaliyah. Die Überlänge des Titels kaschiert man mit einem Bass, der apnoetauchend Tiefen ergründet.
„Dripping“ zerrt zunächst mit Streichern, Downtempobeats und kurzatmigem Gesang an den Bettlaken, bevor uns der bluesige Gitarrenrhythmus von „Everywhere i’ll ever be“ hypnotisch ins Land der Träume schickt. ELIZAs fließende Tonlage bringt ihre Selbstachtung zum Keimen und dient als Vorbereitung auf das breitbeinig marschierende „Me Vs Me“:
Klarer Sprechgesang trollt sich über einen Beat, der mehr geschüttelt ist als gerührt. Das Tempo zieht plötzlich deutlich an, der Bass spaziert dennoch Hand in Hand mit ELIZA, um ihren Gesang zu untermauern und im Ohr zu verweilen.
Leider bleibt es bei diesem kurzen Ausflug ins Uptempo. Schon mit „Heat Of The Moon“ zieht man bluesige Gitarrenvorhänge im heimischen Schlafzimmer zu. Pulsierend laszive Beats und eine weiche, atemlose Stimmlage tun ihr Übriges, um sich an die Mittneunziger und das damalige Schaffen einer Janet Jackson zu erinnern.
Da das Schlafzimmer eh schon bezogen ist, lädt „On The Cusp“ zum Verweilen ein. Der Bass lockt mit dem Soulzeigefinger, während die Sängerin hormonell am Mikrofon schmilzt. Dieses Vergnügen hat nach fünfeinhalb Minuten sein Ende gefunden.
„Abandon The Rule“ vermag da in weniger als drei Minuten mit Latin angehauchten Gitarren zu beglücken, bevor der vermeintliche Quickie „In A Minute“ zu fünf Minuten R&B verkommt. Zaghaft klopft der Beat an der Tür zu ELIZAs verliebten Gesäusel und lässt elektronisch die Vögel frohlockend zwitschern. Diese weichen den zupfenden Saiten auf „Whoever You Are“, einem im Liebesreigen ertränkten Song, gefühlvoll interpretiert von ELIZAs bestimmten Gesang.
Mit souligem Ansatz und findigen Lo-Fi Sounds garniert, ist ein bassfixiertes Werk entstanden, welches mit Anleihen am 90er R&B seinen stimmigen Geschmacksverstärker findet. Die Künstlerin selbst neigt zum emotionalen Hinterfragen des eigenen Tuns, bezirzt die Liebe und überzeugt mit einer sanften Stimme.
Ob „A Sky Without Stars“ etwas gegen die Lichtverschmutzung in Großstädten ausrichten kann, mag bezweifelt werden. Im heimischen Schlafzimmer sorgt sie aber sicher dafür, dass das Licht ausbleibt.